Augen auf London, © Keystone / AP / Kin Cheung
Londons Bürgermeister Sadiq Kahn und seine Frau Saadiya Ahmed.  Keystone / AP / Kin Cheung
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Augen auf London

Nach ihrem deutlichen Erfolg bei den Kommunalwahlen in England rechnet die britische Oppositionspartei Labour auch mit einem Sieg bei der Londoner Bürgermeisterwahl.

04.05.2024

Amtsinhaber Sadiq Khan galt als klarer Favorit bei der Abstimmung am Donnerstag. Allerdings machten gestern Gerüchte die Runde, die konservative Herausforderin Susan Hall könne völlig überraschend gewinnen. Als Gründe wurden eine niedrige Wahlbeteiligung unter Labour-Wählern und der Unmut in den Aussenbezirken über die Ausweitung der Umweltzone genannt. Wie unter anderem der Sender Sky News am späten Abend berichtete, gingen aber beide Lager doch davon aus, dass Khan eine historische dritte Amtszeit antreten werde.

Auch in der Region West Midlands um die Millionenstadt Birmingham wird am Samstag mit dem Ergebnis der Bürgermeisterwahl gerechnet. Premierminister Rishi Sunak hoffte nach den verheerenden Ergebnissen seiner Tory-Partei bei den Kommunalwahlen auf einen Sieg des konservativen Amtsinhabers Andy Street. Ein Erfolg würde auch den Druck auf Sunak aus der eigenen Fraktion mindern, betonten Experten.

Bisherige Ergebnisse für Tories katastrophal

Die bisherigen Ergebnisse waren für Sunak allerdings katastrophal. Nach Auszählung fast aller Stimmen verloren die Tories etwa die Hälfte der Sitze, die sie zu verteidigen hatten. Bittere Niederlagen gab es in Hochburgen wie Gloucester im Südwesten, wo die Konservativen 20 Jahre lang regiert hatten, oder Thurrock östlich von London. Der Premierminister zeigte sich enttäuscht.

Die Oppositionspartei Labour sieht sich in ihrem Erfolgskurs bestätigt. Parteichef Keir Starmer forderte Sunak auf, endlich ein Datum für die Parlamentswahl zu nennen. Bisher hat der Premier nur einen Termin im zweiten Halbjahr angedeutet.

"Die Tories haben ihr Regierungsmandat verloren"

Der Wahlforscher John Curtice berechnete für die BBC, die Konservativen würden gerade mal 25 Prozent der Stimmen erhalten, falls die Ergebnisse bei einer Parlamentswahl wiederholt würden. "Die Tories haben ihr Regierungsmandat verloren, und die Wähler werden ihnen wohl kaum noch Anerkennung für Verbesserungen in den Bereichen zollen, die die grössten Sorgen bereiten - Wirtschaft und Migration", sagte der Politikwissenschaftler Mark Garnett der Deutschen Presse-Agentur.

Spannend dürfte nun werden, ob es parteiintern eine grössere Revolte gegen Sunak gibt - "in der Hoffnung, dass ein neues Gesicht den Wählern helfen könnte, die letzten 14 Jahre zu vergessen", sagte der Experte von der Universität Lancaster. Die Tories regieren seit 2010.

Ausserdem nimmt der Druck von rechts weiter zu. Die rechtspopulistische Partei Reform UK, vor fünf Jahren vom Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage als Brexit-Partei gegründet, übe eine starke Anziehungskraft auf desillusionierte konservative Anhänger aus und werde wahrscheinlich zu einer grossen Bedrohung für das Überleben der Partei, sagte Garnett. Der Politikwissenschaftler Tim Bale von der Queen Mary University of London sagte der dpa, Reform werde die Tories bei der Parlamentswahl voraussichtlich viele Stimmen kosten.