Bei VW drohen ab Montag Warnstreiks
Europas grösster Autobauer Volkswagen steht vor einem weitreichenden Arbeitskampf.
01.12.2024
Am Montag sind cvon der IG Metall Arbeitsniederlegungen an allen Standorten geplant. Der Konflikt um Lohnkürzungen und Werkschliessungen spitzt sich damit zu. In allen Werken werde die Produktion "temporär auf Eis liegen", kündigte IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger an. Details nannte er zunächst nicht. Gröger sprach aber von "Warnstreiks, die das Unternehmen nicht übersehen kann". Mit dem Ausstand will die Gewerkschaft in dem Streit um milliardenschwere Einschnitte den Druck erhöhen.
Frust bei der Belegschaft
Mit Aktionen in Wolfsburg und Zwickau hatte die IG Metall zuvor das Ende der Friedenspflicht bei Volkswagen begangen und die heisse Warnstreikphase eingeläutet. Die Friedenspflicht, in der Streiks nicht erlaubt sind, war in der Nacht zu Sonntag abgelaufen.
"Der Frust in der Belegschaft ist gross", sagte Gesamtbetriebsratschefin Daniela Cavallo. Mit der Möglichkeit für Warnstreiks gebe es nun ein Ventil, "um Dampf abzulassen". Sie rechne daher mit grossem Zuspruch zu den jetzt anstehenden Aktionen.
Zu möglichen Produktionsausfällen machte Volkswagen zunächst keine Angaben. Man wolle die Auswirkungen so gering wie möglich halten, sagte ein Sprecher. Deswegen habe das Unternehmen gezielt Massnahmen ergriffen, die eine Notversorgung sicherstellten.
Volkswagen respektiere das Recht der Beschäftigten, an einem Warnstreik teilzunehmen. Das Unternehmen setze weiterhin auf den konstruktiven Dialog mit der Arbeitnehmerseite, um eine Lösung zu erreichen.
Konzern fordert zehn Prozent Lohnkürzung
In dem Konflikt geht es um die Bezahlung der rund 120'000 Beschäftigten in den VW-Werken, wo ein eigener Haustarif gilt. Hinzu kommen mehr als 10'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei VW Sachsen, für die 2021 eine Angleichung an den Haustarif vereinbart wurde.
VW lehnt bisher jede Erhöhung ab und fordert stattdessen zehn Prozent Lohnkürzung. Auch Werkschliessungen und betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum. Die Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen seit mehr als 30 Jahren ausschloss, wurde aufgekündigt. Ab Juli 2025 wären damit auch Kündigungen möglich.
Laut Betriebsrat sind mindestens drei Werke und Zehntausende Arbeitsplätze bedroht. VW begründete die Einschnitte mit hohen Kosten und einer schwachen Auslastung. Angesichts der schwachen Nachfrage müsse VW seine Sparbemühungen noch einmal verstärken. Laut Betriebsrat geht es um rund fünf Milliarden Euro, die der Konzern zusätzlich einsparen will.
Zukunftsplan der IG Metall abgelehnt
Am Freitag hatte VW Vorschläge von IG Metall und Betriebsrat zur Kostenentlastung zurückgewiesen. Mit dem eigenen Konzept wollten diese Werkschliessungen und betriebsbedingte Kündigungen verhindern.
IG Metall und Betriebsrat hatten angeboten, eine mögliche Tariferhöhung vorerst nicht auszuzahlen und stattdessen in einen Zukunftsfonds für flexible Arbeitszeitverkürzungen einzubringen. Dem Konzern stellten sie dabei eine Kostenentlastung von 1,5 Milliarden Euro in Aussicht. Im Gegenzug sollte VW auf Werkschliessungen und betriebsbedingte Kündigungen verzichten.
VW hält an Werksschliessungen fest
Markenchef Thomas Schäfer hatte in einem Interview den Sparkurs bekräftigt: "Wir müssen unsere Kapazitäten verringern und an die neuen Realitäten anpassen." Dazu gehörten neben den Fahrzeugwerken auch die Komponentenstandorte. Auf die Frage, ob VW auf eine Werkschliessung verzichten könne, sagte Schäfer: "Wir sehen das aktuell nicht."
Am 9. Dezember sollen die Tarifverhandlungen fortgesetzt werden.