Bodensee unter Beobachtung für neue Tierarten
Der Bodensee wird permanent auf neue Tierarten untersucht.
Unter anderem wurden im vergangenen Jahr zwei Flohkrebsarten und ein Süsswasser-Borstenwurm entdeckt. Das Hydra-Institut in Konstanz untersucht deren Auswirkungen auf das Ökosystem.
Der Bodensee ist Lebensraum für unzählige Tierarten. Immer wieder kommt es vor, dass sich neue Arten ausbreiten. Sie werden entweder im See ausgesetzt oder eingeschleppt. Die Quagga-Muschel ist so ein Beispiel. Sie frisst den Fischen die Nahrung weg und breitet sich rasant aus. Es gibt allerdings noch mehr Tierarten, die unter Beobachtung stehen.
Bodensee wird auf neue Tierarten untersucht
Das Hydra-Institut in Konstanz ist auf wirbellose Tiere spezialisiert. Bei dieser Gattung habe sich das Tempo bei der Einwanderung neuer Arten verlangsamt, sagt Hydra-Geschäftsführer Peter Rey. Aber seit einem Jahr gebe es wieder drei neue Arten. Es sind zwei Flohkrebsarten (der grosse Höckerflohkrebs und der Echinogammarus) und ein Süsswasser-Borstenwurm. Dieser Wurm hat sich den Weg über die Donau und den Rhein schliesslich in den Bodensee gesucht und kommt derzeit vereinzelt in Proben vor. Zu dem Borstenwurm gibt es nur wenige Daten, wie er sich im See verbreitet. Bis jetzt kennt man nur die Verbreitungstendenzen in Flüssen.
Neue Arten als neue Nahrungsquelle?
Prinzipiell könnten die neuen Arten eine Nahrungsquelle für heimische Tiere sein. Allerdings müssen die Bodenseefische erst einmal probieren, erklärt Biologe Rey. Das heisst: Ein Fisch oder eine Gruppe von Fischen muss gelernt haben, dass sich das Fressen der neuen Gattung auch energetisch lohnt.
Bei der Quagga-Muschel hat es Jahre gedauert, bis sie von Fischen gefressen wurde. Mittlerweile zählt sie beim Rotauge zur Grundnahrung. Das kann die Ausbreitung der invasiven Muschel allerdings nicht aufhalten. Dazu gibt es auch schon Forschungsdaten aus Nordamerika, die belegen, dass die Fische auf die Ausbreitung der Quagga-Muschel keinen grossen Einfluss haben, schildert Rey.
Neue Arten entdecken
Immer wieder werden neue Arten auch von Fischern am See entdeckt. Seit 1983 gibt es jährlich ein paar Sichtungen der chinesischen Wollhandkrabbe. Sie ist vor allem in der Nordsee, im Rhein und der Elbe heimisch. Dort wurde sie eingeschleppt. Sie kann Distanzen von mehr als 1000 km zurücklegen und macht das in grossen Gruppen. Es gibt Funde im Oberrhein, von denen nicht klar ist, ob sie auf Schiffen in Richtung Bodensee geschleppt worden sind oder ob es den Krabben tatsächlich gelungen ist, quasi zu Fuß bis hierher zu wandern.
Vermehren können sie sich bei uns jedenfalls nicht, sondern nur im Brackwasser, stellt Rey klar. Sollte der Rhein aber zum Wanderweg für diese Krabbe werden, kann sie sich auch hier weiter ausbreiten. Dann würde es einen neuen wirbellosen Räuber im Bodensee geben, der doch einen gewissen Effekt auf das ökologische System haben könnte, wie der ORF Vorarlberg heute online berichtet.