Bodenseewasser für Bayern, © BR / Markus Wessely
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Bodenseewasser für Bayern

Wasserverbände und Politiker in Bayern denken über ein Milliardenprojekt nach.

10.05.2024

In einem dicken Ordner führen Wasserwart Markus Hey und Siegbert Ruck Protokoll. Von ihrer Dienststelle, dem Pumpwerk im unterfränkischen Irmelshausen, sind es gerade einmal 1,5 Kilometer bis nach Thüringen. Die Gegend im Grabfeld gilt als eine der trockensten in Bayern. Hey und Ruck zeigen auf die Notizen in ihren Unterlagen. 2018 regnete es 555 Liter pro Quadratmeter, 587 Liter in 2019, 559 Liter in 2020. Bereits seit vier Jahren gilt hier und in weiteren Dörfern im Grabfeld eine Anordnung zum Wassersparen: Pools dürfen nicht mehr befüllt werden, Rasensprengen ist verboten.

Markus Hey beobachtet, dass die Pegelstände in den Brunnen rapide zurückgehen. Er habe Angst, dass sie versiegen: "Es kann dir keiner sagen, wann kein Wasser mehr nachkommt." Mögliche Hilfe verspricht nun ein Projekt, das unter anderem Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) forciert: eine Mega-Leitung vom Bodensee einmal quer durch den Freistaat.

Wasser aus dem Süden soll in den Norden

Mit Blick auf die durchschnittlichen Niederschlagsmengen kann man sich den Freistaat zweigeteilt vorstellen: Im Süden regnet es deutlich mehr als im Norden. Gerade einmal 454 Liter Regen pro Quadratmeter waren es 2022 in Irmelshausen im Grabfeld. 1239 Liter pro Quadratmeter waren es laut Deutschem Wetterdienst dagegen beispielsweise in Garmisch und in Konstanz 872 Liter pro Quadratmeter. Gleichzeitig befindet sich dort mit dem Bodensee im Südwesten Bayerns ein enormer Wasserspeicher. Baden-Württemberg nutzt den See bereits zur Trinkwasserversorgung für viele Millionen Menschen, etwa aus dem Raum Stuttgart. Jetzt überlegt auch das Bayerische Umweltministerium, Wasser aus dem See nach Norden zu pumpen. Ein Milliardenprojekt – wenn es denn kommt.

Bodensee, Lechmündung, Trinkwassertalsperre

Denn derzeit handelt es sich bei der Bodensee-Entnahme nur um eine von mehreren Überlegungen, mit denen sich Umweltministerium, Landesamt für Umwelt und die bayerischen Fernwasserversorger beschäftigen. Gemeinsam haben sie 2021 das Projekt "SüSWasser" gestartet. Im Juli 2023 hat Umweltminister Glauber Zwischenergebnisse vorgestellt. Im ersten Teil des Projekts hat ein Ingenieurbüro geprüft, wo in den kommenden Jahrzehnten die Wasserreserven knapp werden könnten. Im nächsten Schritt soll es bis Ende 2024 darum gehen, welche Massnahmen dafür am besten geeignet sind.

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Die Rede ist einerseits von kilometerlangen Leitungen, um die verschiedenen Fernwasserversorger miteinander zu verbinden. Gleichzeitig stellen sich die Experten die Frage, welches Wasserreservoir zusätzlich angezapft werden könnte. Etwa könnte das Lechmündungsgebiet im schwäbischen Oberndorf weiter erschlossen werden, als "leistungsstarke Reserve", wie es in der Analyse heißt. Außerdem könnte künftig Bodenseewasser in nördlichere Gebiete des Freistaats umgeleitet werden. Eine weitere Überlegung: eine dritte Trinkwassertalsperre – zusätzlich zu Mauthaus im Frankenwald (Oberfranken) und Frauenau im Bayerischen Wald (Niederbayern), wie das Portal BR24 berichtet.