Brienz kommt nicht zur Ruhe
Anfang Januar haben sich aus der Felswand oberhalb von Brienz/Brinzauls GR einige tausend Kubikmeter Felsmaterial gelöst und sind auf die bereits instabile Schutthalde gestürzt. Dadurch kam es zu einer Geschwindigkeitszunahme der Rutschung.
17.01.2025
Der Felssturz in der Nacht auf den 4. Januar hat zu einer "schlagartigen Geschwindigkeitszunahme" der Rutschung geführt, wie aus dem Informationsbulletin zum Brienzer Rutsch vom Freitag hervorging. Die Geschwindigkeit von 35 Zentimetern pro Tag habe fast den Werten vor der Evakuierung im November entsprochen. Mittlerweile habe sich die Lage jedoch wieder etwas beruhigt.
Der Frühwarndienst hatte solche Beschleunigungen vorausgesagt. Sie bestätigten die Notwendigkeit der Evakuierung, wie es in der Mitteilung der Gemeinde Albula weiter hiess.
Seit November hatten sich die Geschwindigkeiten wegen des trockenen Wetters zuerst beruhigt, ehe sie Ende Dezember wieder zunahmen. Aufgrund der hohen Geschwindigkeiten der Schutthalde musste Brienz im November 2024 evakuiert werden.
20 Sekunden, um zu fliehen
Dass die Schutthalde so sensibel auf Niederschlag und Felssturz reagiert habe, zeige, dass die Evakuierung richtig gewesen sei, sagte Geologe Stefan Schneider, Leiter des Frühwarndienstes, im Communiqué. Die Wahrscheinlichkeit für eine Schuttlawine, die das Dorf erreicht, sei zwar immer noch klein. "Wenn das aber passiert, bleiben nur zwanzig Sekunden, um zu fliehen."
Deshalb sehe er weiterhin keine Möglichkeit, das Dorf stundenweise zu öffnen, um die Gebäude zu besuchen und eventuell vergessene Dinge herauszuholen.
Kaufangebote für Parzellen zwecks Umsiedlung
Im Nachbarort Vazerol könnten rund 35'000 Quadratmeter heutiges Landwirtschaftsland für den Zweck einer Umsiedlung der Bewohnerinnen und Bewohner von Brienz ausnahmsweise zu Bauland werden, war der Mitteilung der Gemeinde Albula weiter zu entnehmen. Einige der betroffenen Parzellen gehörten privaten Landeigentümern. Dieses Land wolle die Gemeinde erwerben.
Bund und Kanton hatten sich bereit erklärt, den Erwerb und die Erschliessung von neuem Bauland für eine Umsiedlung mit 90 Prozent zu subventionieren. Für das entsprechende Gebiet hätten sie maximale Kosten von 320 Franken pro Quadratmeter festgelegt, rund die Hälfte davon sind Erschliessungskosten.
Die Gemeinde habe den Eigentümerinnen und Eigentümern entsprechende Angebote zugesandt. Sie sind gemäss Mitteilung gebeten, sich bis zum 15. Februar zum Vorhaben der Gemeinde zu äussern. Eine Umsiedlung könne nur zu Bedingungen erfolgen, die jenen von Bund und Kanton entsprechen.
Vazerol werde als Umsiedlungsstandort nur möglich, wenn alle Beteiligten am selben Strick zögen, sagte Daniel Albertin gemäss Mitteilung. Er ist Gemeindepräsident von Albula, zu der die Orte Brienz und Vazerol gehören.