CO2-Emissionen durch Privatflüge stark gestiegen, © Depositfotos / Symbolbild / SimpleFoto
 Depositfotos / Symbolbild / SimpleFoto
  • Welt

CO2-Emissionen durch Privatflüge stark gestiegen

Binnen weniger Jahre ist der CO2-Ausstoss durch Privatflüge einer Studie zufolge um fast die Hälfte gestiegen. Zwischen 2019 und 2023 hätten die direkten Emissionen um 46 Prozent zugelegt, von 10,7 auf 15,6 Millionen Tonnen, heisst es im Fachjournal "Communications Earth & Environment". Oft werden die Maschinen für kurze Strecken genutzt, die leicht auch mit Auto oder Bahn zurückzulegen wären.

08.11.2024

"Die Studie untermauert, dass die Superreichen einen riesigen CO2-Fussabdruck haben", erklärte Nora Wissner vom Öko-Institut Berlin, die selbst nicht an der Analyse beteiligt war. Privatjet-Besitzer seien überwiegend ältere Männer über 55 Jahre, die im Bank-, Finanz- oder Immobilienwesen arbeiten.

Die Studie belege auch, dass ein wesentlicher Teil der Privatjet-Flüge für Freizeit- und Urlaubstrips genutzt wird. "Angesichts wachsender Ungleichheit und zunehmender Klimakrise sollten wir den privaten Flugverkehr daher stärker regulieren."

Das Team um Stefan Gössling von der Linnaeus University in Kalmar (Schweden) hatte Transponder-Daten tausender Privatflugzeuge von der Plattform "ADS-B Exchange" analysiert. Erfasst wurden weit über 18 Millionen Flüge mit 26'000 Privatflugzeugen.

Verknüpft wurden diese Daten mit dem durchschnittlichen Treibstoffverbrauch von 72 hauptsächlich für den Transport von Einzelpersonen genutzten Flugzeugtypen. Zu berücksichtigen ist bei der Bewertung der Daten, dass der CO2-Ausstoss nur ein Drittel des Klimaeffekts beim Fliegen ausmacht - neben Faktoren wie Kondensstreifen sowie Stickoxid- und Wasserdampfemissionen.

Rund um grosse sportliche, kulturelle oder politische Ereignisse - auch bei der Weltklimakonferenz im Dezember 2023 in Dubai - war das Aufkommen von Privatflugzeugen demnach jeweils besonders hoch.

Fussball-WM, Super Bowl und Cannes

Einige Veranstaltungen sahen sie sich im Detail an und stellten fest, dass es gewisse Überschneidungen gab: So waren von den 766 Privatflugzeugen, die in Zusammenhang mit den Filmfestspielen von Cannes (Frankreich) registriert wurden, 172 auch beim Weltwirtschaftsforum in Davos (Schweiz) zu finden. Von den 409 Privatmaschinen bei der Fussball-Weltmeisterschaft der Männer 2022 in Katar waren 66 auch beim Super Bowl 2023 in den USA und 96 bei der Uno-Klimakonferenz (COP28) in Dubai zu finden.

Mit grossem Abstand die meisten der berücksichtigten Privatflugzeuge - mehr als 18'000 - waren in den USA registriert. Das entspricht mehr als zwei Dritteln (69 Prozent) der erfassten Maschinen. In absoluten Zahlen rangiert Deutschland mit 630 Privatmaschinen auf Platz 4, hinter Brasilien (927) und Kanada (770). Pro Kopf gerechnet beherbergt Malta die grösste Flotte privater Flugzeuge (247, 46,5 pro 100'000 Einwohner).

Oft nur Kurzstrecke

Knapp die Hälfte (47,4 Prozent) der Flüge gingen über eine Distanz von maximal 500 Kilometern. Die Gesamtzahl der Privatflugzeuge stieg seit 2019 jährlich um 6,45 Prozent, die Anzahl der zurückgelegten Kilometer um 11,31 Prozent pro Jahr. Nur 0,003 Prozent der Weltbevölkerung nutzen den Angaben zufolge Privatflugzeuge. Deren CO2-Ausstoss mache etwa 1,8 Prozent der Emissionen der kommerziellen Luftfahrt aus.

Die Kosten für Privatflugzeuge seien in vielen Fällen steuerlich absetzbar - die Daten zu Flügen in klassischen Urlaubszeiten, an Wochenenden und in bekannte Feriengebiete wiesen aber darauf hin, dass zahlreiche Flüge wohl schlichtweg dem Freizeitvergnügen dienten.

Privatjets fielen oft nicht unter den europäischen Emissionshandel, da dieser eine Mindestgrösse und einen Mindestausstoss an Emissionen pro Jahr definiere, die Privatjets oft nicht erreichten. Sie erfahren ausserdem faktisch eine Subventionierung, da sie in den meisten Ländern keine Energiesteuer oder Mehrwertsteuer zahlen müssen, wie es weiter hiess.