Comedian Luke Mockridge abgesetzt, © Keystone / DPA / Rolf Vennenbernd / Archivbild
Luke Mockridge  Keystone / DPA / Rolf Vennenbernd / Archivbild
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Comedian Luke Mockridge abgesetzt

Der Shitstorm in den Sozialen Medien war gross, als Comedian Luke Mockridge als Gast im Podcast "Die Deutschen" geschmacklose Witze über Para-Athleten machte. Jetzt gibt es auch berufliche Konsequenzen.

08.09.2024

Der 35-jährige Mockridge hatte zuvor nach dem heftigen Wirbel um seinen Podcast-Auftritt und Diskussionen um seine weitere TV-Karriere öffentlich Abbitte geleistet. Der Comedian hatte bereits früher mit verbalen Entgleisungen im Fernsehen für Aufregung gesorgt. "Selbstverständlich war es nie meine Absicht, Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen - besonders während dieser grossartigen Paralympischen Spiele", beteuerte Mockridge bei Instagram.

"Aus meiner eigenen Erfahrung bei der Arbeit mit behinderten Menschen habe ich immer einen scharfen, schwarzen Humor erlebt, den ich gefeiert habe. Dass es mir nicht gelungen ist, das richtig zu vermitteln, und dass ich Menschen verletzt habe, tut mir wirklich leid", schrieb er: "Es fuckt mich auch ab, dass Medien zum Ende dieser Paralympischen Spiele mehr über mich sprechen und nicht über das Turnier."

Bis heute Morgen wies die Entschuldigung von Mockridge über 7600 Kommentare auf. Und die Mehrheit davon nahm dem Comedian die Entschuldigung nicht ab. "Eine klassische Nicht-Entschuldigung", "Der Typ ist richtig lost", "Es sei ein Unterschied, ob man MIT oder ÜBER Randgruppen Witze macht. Wenn du lustig wärst, wüsstest du das." oder "Luke Mockridge macht es immer schlimmer" war zu lesen. Der deutsche Bundesverband Kleinwüchsige Menschen und ihre Familien schrieb sogar: "Wir bitten dich inständig: Mach Witze nach oben, nicht nach unten (hier sogar wörtlich). Sei Teil der Lösung, nicht des Problems."

Wie die deutsche "Bild" am Sonntag berichtet, wird als Konsequenz aus der Affäre Sat.1 wird seine neue Show "Was ist in der Box?", die Mockridge moderieren sollte, nicht ausstrahlen - obwohl die erste Ausgabe bereits für kommenden Donnerstag geplant war.

Sat.1-Sprecher Christoph Körfer sagte gegenüber der "Bild": "Die Aussagen zu behinderten Menschen und Para-Sportlern, über die sich viele Menschen zu Recht empören, passen nicht zu unseren Werten. Luke Mockridge hat schnell erkannt, was er mit diesen Sätzen alles falsch gemacht hat. Er hat sich deshalb öffentlich glaubhaft für seine unangebrachten Worte entschuldigt – und die Einladung des Deutschen Behindertensportverbandes angenommen. Dennoch hat sich SAT.1 entschieden, seine neue Show ‚Was ist in der Box?‘ am 12. September nicht zu starten."

In einem Podcast hatte er die Teilnehmer an den Spielen in Paris, die heute enden, verhöhnt. "Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken - und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen", hatte Mockridge in dem Podcast "Die Deutschen" unter anderem gesagt.

Das Gespräch aus dem Podcast "Die Deutschen" mit den Comedians "Nizar" (bürgerlich: Nizar Akremi) und "Shayan" (Shayan Garcia) wurde bereits Mitte August veröffentlicht. Zudem unterhielten sich die Comedians darüber was passiert würde, wenn man Menschen mit Behinderung mit "normalen" Menschen "paaren" würde und über die entstehenden "Kopfformen" spekuliert.

Die nach einem Trainingsunfall im Rollstuhl sitzende zweimalige Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel bezeichnete die nun breiter kursierenden Aussagen als "unfassbar". Dass die Aussagen überhaupt so in die Öffentlichkeit geraten waren, dürfte an Vogels Posting bei Instagram liegen. "Für die Frage, warum Menschen sich den Mund fusselig reden, weil es immer noch welche gibt, die eine so menschenverachtende Sch** erzählen und behinderte Menschen einfach so niedermachen. Hier einfach ein Beispiel, es ist unfassbar", schrieb sie.

Kugelstoss-Weltmeister und Paris-Silbermedaillengewinner Niko Kappel sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Luke Mockridge und seine beiden Mitstreiter haben Pech, dass Menschenverachtung, Ignoranz und Geschmacklosigkeit nicht paralympisch sind. Sonst hätten sie diese tollen Spiele als Athleten erleben können und wären heisse Gold-Kandidaten gewesen."

Vor der Entschuldigung hatte der Deutsche Behindertensportverband (DBS) mit einer Einladung an Mockridge reagiert. "Wir möchten dazu ermuntern, sich Para-Sport live anzuschauen, um zu erleben, zu welch beeindruckenden Leistungen Menschen mit Behinderungen in der Lage sind - und, um zu verstehen, welche Bereicherung sie für unsere Gesellschaft sind."

Der Comedian versicherte, die Einladung "sehr gerne" annehmen zu wollen. Er freue sich "auf den Perspektivwechsel und darauf, aktiv zu lernen. Comedy und Sport sollen Spass machen - immer! Heute hat das nicht geklappt, und das geht auf meinen Deckel", hiess es in seinem Statement abschliessend.

Der Präsident des Behinderten- und Rehasportverbands Berlin hatte vor Mockridges Stellungnahme eine Entschuldigung gefordert und sprach von einer "Entgleisung sondergleichen. Das kann weder als Comedy noch als blosse Dummheit abgetan werden", sagte Özcan Mutlu. "Solche herabwürdigenden Äusserungen sind absolut inakzeptabel und verdienen scharfe Verurteilung." Mockridge solle sich zutiefst schämen.

Schon in der Vergangenheit hatte Mockridge für Wirbel gesorgt, unter anderem mit einem irritierenden Auftritt im "ZDF-Fernsehgarten". "Die Witze allerdings, die Luke Mockridge heute von sich gegeben hat, trafen weder unseren Humor, noch den des Publikums. Mehr gibt es leider nicht zu sagen, der Auftritt spricht für sich selbst", hatte das ZDF damals mitgeteilt.

Der Komiker Mockridge hatte einst zu den Sender-Gesichtern von Sat.1 gezählt. Im August 2021 hatte er eine Auszeit angekündigt und war seither im Fernsehen kaum mehr in Erscheinung getreten. Ab Mitte September sollte Mockridge durch die Sat.1-Sendung "Was ist in der Box? Das Comedy-Quiz" führen.