Der Binnenkanal in Sevelen ist eröffnet, © Ralph Dietsche
Andreas Düring (v.l.) vom Amt für Wasserbau des Kantons St.Gallen, Susanne Haag und Anja-Maria Sonntag vom naturemade star-Fonds, Regierungspräsidentin Susanne Hartmann, Projektleiter Dominik Wäger, WBK- und Gemeindepräsident Eduard Neuhaus, Grundeigentümer Andreas Giger und Ortsgemeindepräsident Peter Engler freuen sich über das gelungene Revitalisierungsprojekt am Werdenberger Binnenkanal in Sevelen.  Ralph Dietsche
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Der Binnenkanal in Sevelen ist eröffnet

In Sevelen fliesst das Wasser des Werdenberger Binnenkanals durch den neu gestalteten Flusslauf. Entstanden ist ein vielseitiges und abwechslungsreiches Gewässer, welches als Naherholungsgebiet und Lebensraum dient. Der alte Kanal wird mit Erdreich verfüllt.

06.06.2024

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Im Beisein der St. Galler Regierungspräsidentin, Susanne Hartmann, hat das Werdenberger Binnenkanal-Unternehmen heute Donnerstag den neu gestalteten Abschnitt des Werdenberger Binnenkanals zwischen der Rheinstrasse in Sevelen und dem Gemeindegebiet Buchs offiziell eröffnet.

In den vergangenen sechs Monaten wurde eine Fluss- und Auenlandschaft erschaffen. Die Sohlenbreite variiert heute zwischen fünf und 35 Metern. Der revitalisierte Abschnitt weist eine Länge von 2,2 Kilometern auf. «Wir mussten rund 70'000 Kubikmeter Humus und 96'000 Kubikmeter Erdaushub abtragen», erklärt Projektleiter Dominik Wäger. Ein Teil des Materials – etwa 55'000 Kubikmeter – wird für die Verfüllung des alten, trapezförmigen Kanals verwendet. Diese Arbeiten sind derzeit im Gang.

Danach wird die nicht mehr benötigte Strasse zurückgebaut. Die bestehende Hecke wird mit Bäumen und Pflanzen zu einem Wildkorridor ergänzt. Zudem wird neue Ackerflächen geschaffen. Die Verlegung der Gewässersohle und des Gewässerraums in den Wald bringt sowohl für die Ökologie als auch für die Landwirtschaft Vorteile. Dank dem frühzeitigen Miteinbezug der Grundeigentümer und der optimalen Planung konnte das Revitalisierungsprojekt gemeinsam umgesetzt werden.

Mehrwert für alle

Eduard Neuhaus, Gemeindepräsident von Sevelen sowie Präsident des Werdenberger Binnenkanal-Unternehmens, betonte in seiner Rede das konstruktive Miteinander, welches er bei diesem Projekt erleben darf. «Im Zentrum unserer Überlegungen steht die Natur. Trotzdem haben wir wie beim ersten Projektabschnitt zwischen der ARA Buchs und dem Ochsensand auch an die Bevölkerung gedacht», versichert Eduard Neuhaus. So ist mit der Eröffnung des revitalisierten Werdenberger Binnenkanal die Grundlage für ein Naturparadies erschaffen worden.

Die Beliebtheit des Naherholungsgebiets dürfte dank der Aufwertung weiter steigen. Spaziergängern bietet sich eine ideale Rundtour entlang des Rheins, durch Waldabschnitte und entlang des Werdenberger Binnenkanals an. Auf der Strecke lädt zudem die Raststätte Rheintal zum Verweilen ein. Von der Attraktivitätssteigerung wird der Gastrobetrieb profitieren.

Letztlich geht es jedoch darum, den freilebenden Tieren eine passende Oase zu bieten. «Nebst den 2471 umgesiedelten Fischen haben Füchse ihr Revier bereits zurückerobert und im revitalisierten Teil einen Fuchsbau erstellt. Mit etwas Glück sieht man bei Dämmerung die jungen Füchse. Auch für den Eisvogel ist alles vorbereitet. Jetzt kann Leben einkehren», sagt Eduard Neuhaus.

Damit die Fische aus dem alten Kanal schonungsvoll umgesiedelt werden konnten, wurde der Zufluss des Wassers in die neue Gewässerlandschaft bereits letzte Woche schrittweise umgeleitet. Nun kann der alte Kanal mit Erdmaterial der Baustelle verfüllt werden. , © Ralph Dietsche

Lobende Worte für Projekt

Ebenfalls nur lobende Worte fand Regierungspräsidentin Susanne Hartmann. Sie zeigte sich beeindruckt über das Tempo, in welchem das Projekt umgesetzt wurde. Den Projektbeteiligten dankte und gratulierte sie für den unermüdlichen Einsatz zugunsten der Natur. Der zweite revitalisierte Abschnitt des Werdenberger Binnenkanals sei wiederum ein Vorzeigeprojekt.

Dieselbe Haltung vertritt Anja-Maria Sonntag, Leiterin Asset-Management erneuerbare Energie beim ewz, welches das Projekt mit einem namhaften Betrag fördert. Insgesamt wird mit Projektkosten von 6,2 Millionen Franken gerechnet. Aktuell ist davon auszugehen, dass die Revitalisierungsmassnahmen, der Bau der drei Brücken sowie der neuen Verkehrswege gar leicht günstiger ausfallen wird als ursprünglich angenommen. Die Schlussabrechnung liegt allerdings noch nicht vor, da einerseits der alte Kanal noch verfüllt werden muss, sowie zahlreiche Abschlussarbeiten anstehen. Unter anderem die Pflanzung von etwa 3'500 Bäumen.

Um die erzielte Wirkung auch messen zu können, findet eine mehrjährige Nachbetreuung statt. Nebst der Pflege der Neupflanzungen sowie dem Monitoring von Fischen und Grundwasser gehört unter anderem die Bekämpfung von Neophyten sowie der Bodenschutz dazu.

Bevölkerung ist eingeladen

An der ersten offiziellen Begehung nach der Wasserumleitung nahmen gegen 60 Vertreter aus Politik, Behörden, Bauunternehmungen sowie Personen aus verschiedenen Ämtern und der Fischerei teil. Die Teilnehmenden zeigten sich beeindruckt von der neuen Naturoase. Wer diese ebenfalls einmal erleben möchte, hat dazu demnächst die Gelegenheit.

Das Werdenberger Binnenkanal-Unternehmen lädt alle Interessierten ein, an einer der drei öffentlichen Begehungen teilzunehmen. Diese finden am Montag, 17. Juni, am Mittwoch, 26. Juni sowie am Mittwoch, 3. Juli statt. Treffpunkt ist jeweils um 17 Uhr bei der Informationstafel des Werdenberger Binnenkanal-Unternehmens bei der Raststätte Rheintal West. Die Teilnahme an der rund zweistündigen Begehung ist kostenlos. Im Anschluss wird ein Apéro offeriert. Nach Abschluss der Rückbauarbeiten und der Begrünung wird eine öffentliche Eröffnung stattfinden. Diese ist auf den Sommer 2025 vorgesehen. Weitere Informationen gibt es unter www.werdenberger-binnenkanal.ch