Deutscher Bundestag beschliesst Cannabis-Freigabe, © Christian Charisius/dpa
Cannabispflanzen der Sorte GSC (Girl Scout Cookies) stehen in einem Aufzuchtszelt. Christian Charisius/dpa
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Deutscher Bundestag beschliesst Cannabis-Freigabe

In Deutschland soll der Besitz und Anbau von Cannabis legal werden. Die Legalisierung gilt als umstritten.

23.02.2024

Das deutsche Parlament hat die kontrollierte Freigabe von Cannabis beschlossen. Besitz und Anbau der Droge sollen in Deutschland zum 1. April mit zahlreichen Vorgaben für Volljährige zum Eigenkonsum legal werden, wie ein heute angenommenes Gesetz der "Ampel"-Koalition vorsieht.

Dafür stimmten 407 Abgeordnete, dagegen waren 226 Abgeordnete und es gab 4 Enthaltungen. Das Gesetz kommt abschliessend voraussichtlich am 22. März noch in den Bundesrat. Zustimmungsbedürftig ist es nicht, die Länderkammer könnte prinzipiell aber den Vermittlungsausschuss mit dem Bundestag anrufen und das Verfahren abbremsen.

Über die weitreichende Zäsur in der Drogenpolitik wurde bis zuletzt kontrovers diskutiert. Erlaubt werden soll für Erwachsene ab 18 Jahren grundsätzlich der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis zum Eigenkonsum. In der eigenen Wohnung sollen drei lebende Cannabispflanzen legal werden und bis zu 50 Gramm Cannabis zum Eigenkonsum. Kiffen im öffentlichen Raum soll unter anderem in Schulen, Sportstätten und in Sichtweite davon verboten werden - konkret in 100 Metern Luftlinie um den Eingangsbereich.

Erlaubt werden sollen auch nicht-kommerzielle "Anbauvereinigungen" für Volljährige, in denen bis zu 500 Mitglieder mit Wohnsitz im Inland Cannabis gemeinschaftlich anbauen und untereinander zum Eigenkonsum abgeben - im Monat höchstens 50 Gramm je Mitglied. Spätestens 18 Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes soll eine erste Bewertung unter anderem dazu vorliegen, wie es sich auf den Kinder- und Jugendschutz auswirkt.

Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach warb für die Pläne. Die Lage derzeit sei "in keiner Weise akzeptabel", sagte der SPD-Politiker in der Aussprache vor der Abstimmung mit Blick auf steigende Zahlen von Konsumenten und "toxische Konzentrationen" in Cannabis aus kriminellem Drogenhandel. "Der Schwarzmarkt ist der Kern des Übels." Jeder Kampf gegen den Schwarzmarkt sei ein wichtiger Schritt zum Schutz junger Menschen.

Bei der generellen Einschätzung der Cannabis-Legalisierung zeigt sich in Deutschland laut einer Umfrage ein gespaltenes Bild. 42 Prozent gaben in einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov an, eine Legalisierung eher oder voll und ganz zu befürworten. 47 Prozent erklärten, diese eher oder voll und ganz abzulehnen. 11 Prozent äusserten sich dazu nicht, wie aus der Umfrage hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.