Die Schweiz hat einen neuen Astronauten, © Keystone/SDA
Das Astronauten-Diplom erhielten die neuen Astronauten zum Abschluss einer einjährigen Grundausbildung. Keystone/SDA
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Die Schweiz hat einen neuen Astronauten

Der Berner Marco Sieber ist am Montag nach Abschluss der Astronauten-Grundausbildung in Köln D zusammen mit vier weiteren neuen Astronautinnen und Astronauten offiziell ins Astronauten-Corps der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) aufgenommen worden.

22.04.2024

Der 35-jährige wird damit der zweite Schweizer im Weltraum sein. Zwischen 2026 und 2030 werden die neuen europäischen Astronautinnen und Astronauten für Missionen zur Internationalen Raumstation fliegen, um wissenschaftliche Experimente durchzuführen, hiess es an der Zeremonie.

"Astronaut zu werden war schon immer ein Traum für mich, aber nicht wirklich ein realistischer Traum", sagte Sieber, nachdem er sein Diplom erhalten hatte. Als er erfahren habe, dass es diese Möglichkeit gebe, sei er voll und ganz dabei gewesen. Für Weltraummissionen fühle er sich gut vorbereitet, sagte er zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Angst habe er keine.

"Es ist ein grosser Moment für die Schweiz. Wir haben jetzt wieder ein Gesicht für die Raumfahrt", sagte Renato Krpoun zu Keystone-SDA. Krpoun ist Leiter der Abteilung Raumfahrt des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) und hat dieses Jahr auch den Vorsitz des ESA-Rats inne. Sieber sei eine Inspiration für viele Menschen.

Einen Bezug zur Schweiz hat auch ein zweiter der fünf neuen Astronauten: Der Belgier Raphaël Liégois arbeitete als Neurowissenschaftler an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) und der Universität Genf, bevor er vor einem Jahr zusammen mit Sieber die Astronauten-Ausbildung startete.

Aus 22'500 Bewerbern ausgewählt
Das Astronauten-Diplom erhielten die neuen Astronauten zum Abschluss einer einjährigen Grundausbildung am Astronautenzentrum der ESA in Köln. Sie waren aus 22'500 Bewerberinnen und Bewerbern für den Lehrgang ausgewählt werden.

In der Ausbildung mussten Sieber und seine Kolleginnen und Kollegen zunächst vorwiegend Theorie büffeln. Ziel der Grundausbildung war es, Hintergrundwissen in Biologie, Medizin, Physik und Technik aufzubauen, erklärte der angehende Astronaut. Auch ein Fotografiekurs war Teil der Ausbildung.

Ausserdem hatten die Astronautinnen und Astronauten Tauchunterricht, um zu lernen, wie man sich ausserhalb der Raumstation bewegt, zum Beispiel für Reparaturarbeiten. Mindestens dreimal pro Woche stand zudem ein Fitnesstraining auf dem Programm.

Auf den Namen Hoppers getauft
Zudem lernten die Astronauten-Lehrlinge laut Sieber Russisch. Das sei für Arbeiten im russischen Teil der ISS und für den Austausch mit russischen Kollegen unerlässlich.

Ausbildungsleiter und Astronaut Alexander Gerst taufte die neue Astronauten-Klasse "Hoppers". "In den Weltraum zu fliegen ist eine ernste Sache, da braucht man Zeit für etwas Spass", sagte Gerst an der Zeremonie. Der Name "Hoppers" wurde unter anderem in Anlehnung an die australische Astronautin Katherine Bennell-Pegg gewählt, die zusammen mit den europäischen Astronautinnen und Astronauten die Grundausbildung absolvierte, aber auch, weil die Lehrlinge mehrmals täglich zwischen Trainingsraum und Büros hin- und hergehüpft seien.

Elf europäische Astronauten
Mit dem Abschluss der neuen Astronautinnen und Astronauten besteht das Astronauten-Corps der ESA nun aus elf Personen aus acht Ländern: Die neuen fünf sowie die sechs Astronauten der Astonautenklasse 2009. Bis zum nächsten mal wieder neue Astronauten-Kandidatinnen und -Kandidaten ausgewählt werden, soll weniger Zeit vergehen als beim letzten Mal, sagte Daniel Neuenschwander, Leiter der Human and Robotic Exploration.

Bisher einziger Schweizer im Weltraum war Claude Nicollier. Der Astrophysiker und Militärpilot absolvierte vier Raumflüge mit dem US-Space Shuttle. Den letzten im Jahr 1999. Insgesamt verbrachte Nicollier über tausend Stunden im All. Unter anderem reparierte er das Weltraumteleskop "Hubble".