Hamas meldet Tötung von Auslandschef
Der Tod Hanijas folgt nach Israels Angriff auf einen Hisbollah-Kommandeur.
Der Auslandschef der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, ist nach Angaben der Terrororganisation bei einem israelischen Angriff in der iranischen Hauptstadt Teheran getötet worden. Er sei infolge einer Attacke auf seine Residenz ums Leben gekommen, teilte die Hamas mit. Von israelischer Seite gab es dazu zunächst keine Mitteilung. Irans Revolutionsgarden bestätigten den Tod von Hanija. Er wäre der ranghöchste Hamas-Anführer, der seit Beginn des Gaza-Krieges vor rund zehn Monaten getötet wurde.
Die Nachricht von Hanijas Tötung folgte nur wenige Stunden nach einem israelischen Luftangriff auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut. Dabei wurde nach Angaben der israelischen Armee Fuad Schukr getötet, ein ranghoher Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah. Die Hisbollah ist mit der Hamas in Gaza verbündet, beide sind wiederum Verbündete des Irans.
Seit dem Terrorüberfall der Hamas und anderer Gruppen auf Israel am 7. Oktober greift die Hisbollah aus Solidarität mit der Hamas Ziele im Norden Israels an. Ihre Angriffe will sie erst einstellen, wenn es in Gaza zu einem Waffenstillstand kommt. Nach Angaben der iranischen Revolutionsgarden (IRGC), Irans Elitestreitmacht, kam ausser Hanija auch einer seiner Leibwächter ums Leben. Hanija habe vor seinem Tod an der Zeremonie zur Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian teilgenommen, teilte die Hamas mit.
Der als moderat geltende 69-jährige Peseschkian war im Parlament in Teheran vereidigt worden und nimmt somit offiziell die Amtsgeschäfte als neunter Präsident der Islamischen Republik auf. An der Vereidigungszeremonie nahmen nach iranischen Angaben hochrangige Vertreter aus 86 Ländern teil. Die meisten westlichen Länder hatten Peseschkian weder zum Wahlsieg gratuliert noch standen ihre Vertreter auf der Gästeliste des Parlaments.
Drei Tage nach einem tödlichen Raketenangriff auf den Golanhöhen hatte Israels Armee kurz zuvor nach eigenen Angaben in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut einen der ranghöchsten Kommandeure der Schiitenmiliz Hisbollah getötet. Eine Bestätigung der Hisbollah für den Tod von Fuad Schukr gab es zunächst nicht. Der Schlag birgt die Gefahr einer weiteren Eskalation der Spannungen zwischen der Hisbollah und Israel.
Man ziehe es zwar vor, "Feindseligkeiten ohne einen grösseren Krieg zu lösen", Israels Militär sei aber "auf jedes Szenario vorbereitet", sagte Armeesprecher Daniel Hagari. "Wir glauben nicht, dass ein breiter Krieg unvermeidlich ist", sagte eine Sprecherin des Weissen Hauses. Kampfflugzeuge trafen Schukr nach Angaben der israelischen Armee in einer "gezielten, nachrichtendienstlich gestützten Eliminierung".
Hisbollah-Kommandeur soll für Angriff auf Golan verantwortlich sein
Schukr habe als rechte Hand von Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah gedient und sei dessen Berater für Planung und Leitung von Kriegseinsätzen gewesen. Seit 2017 wird er von US-Behörden wegen Verstrickung in einen Anschlag auf US-Truppen in Beirut 1983 gesucht. Für Informationen zu Schukr hatten die USA eine Belohnung von fünf Millionen Dollar (4,6 Millionen Euro) ausgeschrieben. Schukr habe seit dem 7. Oktober auch die Angriffe der Hisbollah auf Israel koordiniert, teilte die israelische Armee weiter mit.
Schukr sei ausserdem verantwortlich für den Raketenangriff am Samstag auf die drusische Ortschaft Madschdal Schams auf den von Israel annektierten Golanhöhen, bei dem zwölf Kinder und Jugendliche getötet worden waren. Unabhängig liessen sich die Angaben zunächst nicht überprüfen. Die Hisbollah sagte mehrmals, sie habe mit dem Angriff auf dem Golan nichts zu tun. Auch der Iran wies die Vorwürfe einer Beteiligung der Schiitenmiliz zurück. Die israelische Regierung machte sie jedoch für den Angriff verantwortlich und kündigte einen Vergeltungsschlag an.
Israels Schlag gegen Schukr in einem Vorort von Beirut erfolgte schliesslich am Dienstag kurz vor Sonnenuntergang. Israels Verteidigungsminister Joav Galant schrieb danach auf der Online-Plattform X: "Die Hisbollah hat eine rote Linie überschritten." Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums kamen bei dem Angriff drei Zivilisten ums Leben, zwei Minderjährige und eine Frau. 74 Menschen erlitten den Angaben zufolge Verletzungen, fünf von ihnen sollen in Lebensgefahr schweben. Augenzeugen berichteten, dass die Attacke auf ein achtstöckiges Gebäude zielte. Das Obergeschoss sei getroffen worden, hiess es.