Handyverbot an Schulen kommt gut an
Ein Handyverbot an Schulen befürworten einer Umfrage zufolge 82 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer. Selbst zwei Drittel der jungen Menschen zwischen 18 und 25 Jahren sprachen sich für ein solches Verbot aus. Auch ein Verbot der Kurzvideo-App Tiktok würde bei der Bevölkerung gut ankommen.
15.12.2024
Frauen stimmten mit 87 Prozent einem Handyverbot an der Schule etwas mehr zu als Männer (78 Prozent), wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Sotomo ergab, die am Sonntag veröffentlicht wurde. Mit steigendem Alter nehme die Zustimmung zu.
Sowohl Parteizugehörige der SVP als auch der SP seien mit 85 Prozent für ein Verbot, hiess es. Bei den Grünen sind laut Umfrage 83 Prozent dafür. Etwas skeptischer zeigten sich die Grünliberalen mit 75 Prozent Ja.
Die breite Zustimmung zum Handyverbot an Schulen deute einen Wertewandel an, schrieben die Verfasser der Umfrage. Während digitale Technologien Chancen böten, wachse auch das Bewusstsein für deren Risiken. Bei Jugendlichen stünden Suchtverhalten, Konzentrationsprobleme und gestörte soziale Interaktion im Vordergrund.
Die Präsidentin der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), Silvia Steiner, hatte im Herbst für ein Handyverbot an Schulen plädiert. Sie sehe nicht ein, warum es im Unterricht oder auf dem Pausenplatz Handys brauche, sagte die Zürcher Bildungsdirektorin damals.
In der Schweiz sind Handyverbote oder handyfreie Zonen an Schulen in mehreren Kantonen ein Thema, so unter anderem im Aargau, Zürich, Solothurn.
Fast 70 Prozent für Tiktok-Verbot
Auch ein Tiktok-Verbot stiess in der Umfrage bei der Bevölkerung Anklang. 68 Prozent wären dafür. Überraschend sei, dass auch hier die jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren mit zwei Dritteln einem Verbot zustimmen. Und dies, obwohl sie selber Tiktok am häufigsten nutzen würden. Auch hier zeigt sich ein Geschlechterunterschied. 74 Prozent der Frauen und 62 Prozent der Männer sind für ein solches Verbot.
Eltern von Teenagern, also Erwachsene zwischen 46 bis 55 Jahren, seien mit 59 Prozent etwas weniger für ein Verbot, diese würden Nutzen und Risiken der Plattform differenzierter betrachten. Nach Parteizugehörigkeit betrachtet befürworte die Mitte mit 81 Prozent ein Tiktok-Verbot am stärksten, gefolgt von SP und den Grünen mit je 75 Prozent. Am niedrigsten sei die Zustimmung mit 57 Prozent bei der FDP, dies widerspiegle die liberale Grundhaltung der Partei.
Die Video-App des aus China stammenden Mutterkonzerns Bytedance ist beliebt für kurze Videoclips. Die Anwendung stand jüngst aber wegen Sicherheitsbedenken in den Schlagzeilen. Westliche Staaten befürchten teils, dass die chinesische Regierung über Bytedance auf Daten der Nutzer zugreifen und die App für Propaganda nutzen könnte. Das Unternehmen und die Regierung in Peking wiesen die Vorwürfe stets zurück.
Beim Tiktokverbot stünden Suchtgefahr, Datenschutzprobleme und negative Auswirkungen auf das Selbstbild im Zentrum, hiess es von Sotomo. Internationale Entwicklungen, wie Tiktok-Verbote in Nepal, laufende Debatten in den USA und das Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige in Australien verstärkten die Diskussion. Ein Handyverbot im Unterricht kennen unter anderem bereits Griechenland, Italien und Neuseeland.
Die repräsentative Sotomo-Umfrage wurde im Rahmen des Generationenbarometers 2024/2025 bei 2754 Personen ab 18 Jahren durchgeführt. Die Daten wurden zwischen dem 18. September und 9. Oktober erhoben.