Kirchen Ein- und Austritte gestigen
Dass es auch in der Katholischen Kirche des Kantons St.Gallen wegen der Missbrauchsstudie zu vermehrten Kirchenaustritten kommt, war zu erwarten.
Die konkreten Zahlen von 2023 zeigen nun, dass die Austrittszahl zwar hoch ist, aber weniger hoch als es bei ersten Einschätzungen in Kirchenkreisen befürchtet wurde. Es ist ziemlich genau eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr. Zweifelsfrei haben die Austritte auch Auswirkungen auf die Einnahmen. Je länger je mehr ist noch differenzierter abzuwägen, wo die Gelder der Kirchenmitglieder eingesetzt werden.
«Die gesamtgesellschaftliche Entwicklung lässt sich nicht bremsen», sagt Thomas Franck, Verwaltungsdirektor des Katholischen Konfessionsteils St.Gallen, im Wissen um die vermehrten Kirchenaustritte im Jahr 2023 im Nachgang zur Missbrauchsstudie, welche die heutigen Kirchenleute notabene selbst in Auftrag gegeben haben. Die Kirche muss sich gemäss Franck darauf einstellen, dass sie kleiner und bescheidener wird. «Jede Generation ist etwas weniger religiös.» Andererseits seien auch Neuaufbrüche in Pfarreien und Gemeinschaften zu erkennen.
Umso wichtiger sei es, dass man stets ins öffentliche Bewusstsein rücke, welche Leistungen die Kirche zugunsten der Gesellschaft erbringe – von der Seelsorge über die Bildung bis hin zu Kultur und dem unermüdlichen sozialen Einsatz zugunsten der Schwächsten. Überdies wurden allein im Jahr 2023 vom Administrationsrat des Katholischen Konfessionsteils St.Gallen 26 Finanzgesuche im Bereich Inlandhilfe und 79 im Bereich Auslandhilfe für Projekte und Aktivitäten verschiedenster Art gut geheissen. Brechen Gelder weg, wird man beim Einsatz der Finanzen, von denen Menschen aller Generationen und in verschiedensten Lebenssituationen profitieren, noch mehr abwägen müssen.
Austritte steigend – ebenso die Eintritte
Konkret haben im Jahr 2023 im Kanton St.Gallen 7372 Menschen den Austritt aus der katholischen Kirche erklärt. Im Jahr 2022 waren es 3685 Menschen. Eine Zunahme der Austrittszahl war gemäss Thomas Franck im Nachgang zur Publikation der Missbrauchsstudie zu erwarten. Er hätte jedoch angesichts der ganzen Diskussionen noch mehr Austritte erwartet als dies jetzt unter dem Strich der Fall sei. Das Total der Katholikinnen und Katholiken im Kanton St.Gallen beträgt neu 202'867. Das entspricht einer Veränderung um minus 3,79 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Zugenommen hat nebst den Austritten auch die Zahl der Eintritte. Hier ist eine Steigerung von 58 im Jahr 2022 auf 82 im Jahr 2023 zu verzeichnen. «Diese Zahl freut umso mehr, weil sie zeigt, dass es immer wieder Menschen gibt, die eine Rückkehr zur Kirche ins Auge fassen und die Arbeit der Kirche neu oder wieder als wichtig erachten», sagt Thomas Franck. Die Gründe, weshalb Menschen auch in diesen Zeiten wieder der katholischen Kirche beitreten, sind der Verwaltung des Konfessionsteils nicht bekannt, sondern müssten direkt in den Pfarreien vor Ort erfragt werden, wie die Katholische Kirche des Kantons St. Gallen heute mitteilt.