Kirchenaustritte bei den Katholiken zurückgegangen, © Roger Fuchs
Blick auf die Türme der Kathedrale St. Gallen Roger Fuchs
  • St. Gallen

Kirchenaustritte bei den Katholiken zurückgegangen

Die neuesten Erhebungen der Kirchgemeinden im Kanton St.Gallen zeigen, dass die Zahl der Kirchenaustritte im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken ist. Nach dem sprunghaften Anstieg im Jahr 2023 verzeichneten die Kirchgemeinden per 31. Dezember 2024 insgesamt 4'004 Austritte – dies ist ein Rückgang um 45,69 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Eintrittszahlen bleiben auf niedrigem Niveau stabil.

26.03.2025

Die hohe Zahl an Kirchenaustritten im Jahr 2023 wurde massgeblich durch die in jenem Jahr veröffentlichte Vorstudie zu Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche Schweiz beeinflusst. Diese hatte die Katholische Kirche selbst in Auftrag gegeben, um dieses Kapitel aufzuarbeiten und die Lehren daraus zu ziehen. «2023 hatten sich die Austrittszahlen verdoppelt, persönlich bin ich sogar von einer noch höheren Quote ausgegangen, wobei unabhängig der Zahl jeder Austritt schmerzt», sagt Verwaltungsdirektor Thomas Franck.

Dass die Austrittszahlen im 2024 nun wieder rückläufig sind, bestätigt gemäss Franck den Zusammenhang der Austritte mit den Negativschlagzeilen von 2023. «Ich hoffe sehr, dass im laufenden Jahr 2025 die Zahl der Austritte noch weiter zurückgeht. Denn in Sachen Missbrauchsbekämpfung wurden entscheidende Schritte nach vorne gemacht.»

Demografische Verteilung der Kirchenaustritte

Konkret sind im 2024 insgesamt 4004 Menschen aus der Katholischen Kirche im Kanton St.Gallen ausgetreten. Im Vorjahr waren es 7372. Die Zahl der Eintritte liegt bei 71 (Vorjahr 82). Überdies gab es im Kanton St.Gallen 1277 Taufen (- 4,8 Prozent) und 2229 Beerdigungen (+ 1,5 Prozent). Alles in allem leben im Kanton St.Gallen 198'479 Katholikinnen und Katholiken.

Eine detaillierte Analyse der Austrittszahlen zeigt, dass besonders die Altersgruppe der 31- bis 50-Jährigen mit 35,4 Prozent am stärksten vertreten ist, gefolgt von der Gruppe der 16- bis 30-Jährigen mit 28,9 Prozent. Am Tiefsten ist die Zahl der Austritte bei Personen bis 16 Jahren (5 Prozent) und bei den über 65-Jährigen (7,7 Prozent).

Hinsichtlich des Zivilstands ist augenfällig, dass ledige Personen häufiger austreten als Verheiratete, Geschiedene oder Verwitwete.Die Kirchenaustritte haben auch finanzielle Folgen für den Katholischen Konfessionsteil des Kantons St.Gallen, dessen Haupteinnahmequelle die von den Kirchgemeinden entrichtete Zentralsteuer ist. «Weniger Steuerzahlende bedeutet weniger Einnahmen», so Thomas Franck. Wobei zu ergänzen sei, dass das Budget 2024 noch vor der Publikation der Missbrauchsstudie erstellt worden sei und die Auswirkungen der Austritte auf den Steuerertrag nicht vorhergesagt werden konnten.

Unter dem Strich schliesst die Rechnung 2024 nach vielen positiven Jahren erstmals mit einem Aufwandüberschuss von 1,1 Millionen Franken ab - dies bei einem Gesamtaufwand von 75 Millionen Franken und einem Gesamtertrag von 73,9 Millionen Franken.

Diese Ausgangslage zwingt zu Sparmassnahmen. Gemäss Thomas Franck will man aber keine Hauruckübung veranstalten. Stattdessen ist die Finanzkommission dabei, in Kooperation mit den Institutionen und der Verwaltungsdirektion die Sparvorschläge zu erarbeiten und zu priorisieren.