Krankenkassenprämien um 6,7 Prozent gestiegen, © Radio Liechtenstein
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Krankenkassenprämien um 6,7 Prozent gestiegen

Der Liechtensteinische Krankenkassenverband (LKV) informiert heute über die weiterhin steigenden Gesundheitskosten. Für 2024 wurden die Prämien in Liechtenstein um 6,7 Prozent erhöht, nachdem bereits im vergangenen Jahr eine Kostensteigerung von 7 Prozent verzeichnet wurde.

13.09.2024

Für 2024 mussten die Prämien in Liechtenstein im Schnitt um 6,7 Prozent erhöht werden, aufgrund stark gestiegener Kosten. Die Kostensteigerung von 2023 lag bei 7 Prozent und damit deutlich über der durchschnittlichen Kostensteigerungsrate von 2,5 Prozent der letzten 10 Jahre. In den letz-ten 20 Jahren haben sich die OKP-Kosten mehr als verdoppelt.

Für 2024 ist ebenfalls mit einem Kostenwachstum zu rechnen, auch wenn es sich Stand heute etwas tiefer bewegt als im vergangenen Jahr. In den ersten sieben Monaten wurden Kostensteigerungen von über 5 Prozent sowohl bei den Apotheken als auch in der Krankenpflege verzeichnet. Bei den Spitälern kann aktuell keine zuverlässige Aussage getätigt werden, da Tarifverhandlungen bei einigen grösseren Spitälern zu einer verzögerten Rechnungsstellung führten und diese Kosten folglich noch nicht abgebildet sind. Dennoch ist auch in diesem Bereich mit einem Kostenwachstum zu rechnen.

Entwicklung in der Schweiz

In den letzten Tagen wurden in der Schweiz bereits erste Schätzungen hinsichtlich Kostenwachstum 2024 und Prämienanstieg 2025 kommuniziert. Dies nachdem in der Schweiz bereits für 2024 eine Prämienerhöhung von durchschnittlich 8,7 Prozent verbucht werden musste – der höchste Prämienanstieg seit 20 Jahren. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres stiegen die Kosten um 4,8 Prozent pro Versicherten. Zwar wird für die zweite Jahreshälfte ein geringeres Kostenwachstum erwartet, es müssen aber auch die Schätzungen für 2025 berücksichtigt wer-den. Entsprechend rechnen die Krankenkassen in der Schweiz mit einem erneuten Prämien-schub von ca. 5 Prozent wobei es sicherlich kantonale Unterschiede geben wird. Obwohl die Prämien verglichen zu diesem Jahr wohl nicht ganz so stark steigen werden, ist aktuell keine Ent-warnung in Sicht. In Liechtenstein zeigt sich ein ähnliches Bild.

Gründe für die anhaltende Kostensteigerung

Die Gründe für das Kostenwachstum sind in Liechtenstein verglichen mit der Schweiz mit einer Ausnahme die gleichen: Mengenausweitung (es werden mehr Leistungen bezogen), neue und teurere Medikamente (z.B. bei Krebsbehandlungen), Ausweitung des Leistungskatalogs und technischer Fortschritt. Insbesondere Letzterer ist insofern bemerkenswert, weil technischer Fortschritt aus ökonomischer Sicht eigentlich keine Kostensteigerung, sondern eine Kostensenkung zur Folge haben sollte.

Ein Unterschied zwischen der Schweiz und Liechtenstein gibt es aber dennoch. Die Schweiz verzeichnete letztes und auch dieses Jahr einen merklichen Anstieg im Bereich der ambulanten Psychotherapie. Dies aufgrund einer Integration in die Grundversicherung sowie Lohnerhöhungen. In Liechtenstein rechnen die psychologischen Psychotherapeuten bereits seit Jah-ren auf Anordnung über die Grundversicherung ab – im Unterschied zur Schweiz mit einem Stundentarif. Daher sind die in der Schweiz nach wie vor anhaltenden Diskussionen rund um den Tarif für Liechtenstein nicht relevant. Entsprechend war der in Liechtenstein verzeichnete Anstieg in diesem Bereich verglichen mit der Schweiz zwar vorhanden, aber wesentlich geringer.

Entwicklung 2024 und 2025

Während in den vergangenen Jahren ein Grossteil der Kostensteigerung auf eine Mengenausweitung zurückzuführen war, so wird z.T. schon dieses Jahr aber auch nächstes Jahr mit Kostensteigerungen durch Tariferhöhungen und Teuerungsausgleiche gerechnet. Dies betrifft zum einen die Spitäler im ambulanten und stationären Bereich, zum anderen die ambulant tätigen Ärzte. Spitäler und Ärzte machen rund 70 Prozent der gesamten Gesundheitskosten der OKP aus. In beiden Bereichen sprechen wir allerdings von Anpassungen auf Ostschweizer Niveau, Liechtenstein hat hier keine Sonderlösungen. Bereits diese Erhöhungen werden schätzungs-weise zu einem Kostenwachstum von 4 bis 5  Prozent in diesen beiden Bereichen führen.

Wie weiter?
Wie Verena Nold (santésuisse-Direktorin) im Gastkommentar der NZZ vom 06.09.2024 treffend anmerkte, ist eine Prämienerhöhung bei steigenden Kosten per Gesetz vorgegeben und damit auch unvermeidbar. Oft wird der Ursprung allerdings mit den Folgen verwechselt. Die Prämien sind nicht der Ursprung, sondern das Endergebnis der steigenden Kosten, hervorge-rufen durch die oben genannten Kostentreiber. Höhere Kosten führen also zwangsläufig zu höheren Prämien.

In der Schweiz fordern die Krankenkassen unter anderem die Erarbeitung von Tarifen, welche keine Fehlanreize bieten, sowie eine Reduktion des Leistungsangebots, das über die OKP ab-zurechnen ist. Aber auch das Thema Medikamentenkosten wird immer wieder aufgenommen. Liechtenstein ist, zumindest was die tarifliche Situation angeht, weitestgehend von der Ent-wicklung in der Schweiz abhängig, allerdings können auch bei uns entsprechende Massnah-men angegangen werden. Der Liechtensteinische Krankenkassenverband hat 11 Massnahmen zur Kosteneindämmung im Gesundheitswesen erarbeitet und der Regierung 2023 präsentiert. Die Regierung hat die Massnahmen daraufhin priorisiert. Im Vordergrund stehen primär die Anpassung des Leistungskatalogs, Anpassungen bei den Medikamenten sowie die Überarbei-tung der Bedarfsplanung.

Ein zentrales Thema ist nach wie vor die Sensibilisierung der Bevölkerung und damit verbunden das Bewusstsein, dass jede Inanspruchnahme medizinischer Leistungen Einfluss auf künftige Prämien hat . Eine effektive Kosteneindämmung ist nur dann möglich, wenn gemeinsam mutig neue Wege beschritten und kostenwirksame Lösungen gefunden werden. Ziel sollte es sein, die Steigerung der Gesundheitskosten zu minimieren und nicht deren Entwicklung umzuverteilen, wie dies die Initiative zur erwerbsabhängigen Krankenkassenprämie vorsieht. Kurzfristig mag eine solche Entlastung für erwerbsschwächere Haushalte einen positiven Effekt haben, langfristig werden aber auch diese von den stetig steigenden Gesundheitskosten eingeholt.