Lustenauer Brückenstreit geht in die nächste Runde
Die in die Jahre gekommene Rheinbrücke zwischen Lustenau und Au soll eine neue Entwässerung bekommen.
Das Projekt würde mehr als eine halbe Million Euro kosten. Viel Geld für eine Brücke, die früher oder später ersetzt werden muss. Der dafür nötige Grundwasserschutz könnte einen Neubau der Brücke am selben Standort vorwegnehmen.
Zwischen Au und Lustenau steht eine Brücke, die seit längerem für Diskussionen sorgt. Das Bauwerk ist schon vor der Errichtung 1957 von beiden Gemeinden abgelehnt worden. Der Bund in Wien und der Bund in Bern haben sich damals aber durchgesetzt. Ein Danaer-Geschenk sei die Brücke gewesen, meint Bürgermeister Kurt Fischer (ÖVP) heute, eine Art trojanisches Pferd also.
Der Verkehr über die Brücke hat nämlich über die Jahrzehnte enorm zugenommen. Mittlerweile donnert der internationale Schwerverkehr über das Bauwerk. Auch durch diese dauernde Belastung ist es in die Jahre gekommen. Die Brücke wird überwacht. Wenn ein schwerer LKW passiert, biegt sie sich in der Mitte vier bis fünf Zentimeter durch. Gefahr ist das keine, betont man beim Land. Aber früher oder später muss man die Brücke ersetzen.
Das hat die Diskussionen des Jahres 1957 wieder aufleben lassen. Bevor die damals neue Brücke eröffnet wurde, gab es weiter südlich einen Vorgängerbau. Das alte Zollamt zeugt noch immer davon. In Lustenau hätte man die Brücke lieber wieder dort. In der Schweiz hat man sich hingegen mit dem jetzigen Standort angefreundet. Das sorgt für weitere Diskussionen. Einig ist man sich bisher nicht geworden.
Nun kommt der Hochwasserschutz ins Spiel. Österreich und die Schweiz planen ein milliardenteures Hochwasserschutz- und Renaturierungsprojekt. Durch „Rhesi“ wird sich das Rheinvorland stark verändern: Dämme werden verrückt, der Fluss aufgeweitet. Dafür sind viele bauliche Massnahmen nötig. Unter anderem muss Lustenau die Brunnen verlegen, die die Marktgemeinde mit Trinkwasser versorgen.
Viel Geld für neue Grundwasserbrunnen
Lustenau hat sich hier nicht quergelegt, sondern gleich mitgemacht, betont Bürgermeister Fischer. Die neuen Grundwasserbrunnen kosten etwa 10 Millionen Euro, 3,5 davon muss die Marktgemeinde selbst stemmen. Das ist nicht wenig Geld. Weil aber die neuen Brunnen näher an der alten Rheinbrücke liegen, muss auch dort investiert werden. Eine Grundwasserschutzanlage soll verhindern, dass das Wasser von der Fahrbahn in die Brunnen kommt. Auch wenn ein LKW auf der Brücke Öl verliert, bleibt das Lustenauer Trinkwasser so sicher.
Das Land hat bei der Bezirkshauptmannschaft Dornbirn daher „um die wasserrechtliche und naturschutzrechtliche Bewilligung für den Neubau der Brückenentwässerung der Rheinbrücke Lustenau – Au“ angesucht. Die alte Brücke, die eigentlich weg soll, bekommt also einen neuen Ablauf. Der soll 520.000 Euro kosten – viel Geld, um es in einen Bau mit Ablaufdatum zu stecken.
Wer zahlt, schafft an
Zahlen soll das „grundsätzlich“ die Marktgemeinde, heisst es vom Land. Das sieht der Bürgermeister nicht ein: Es könne nicht sein, dass die Gemeinde die Entwässerung einer Landesbrücke zahle, so Fischer. Beim Land ist man zwar bereit sich an den Kosten zu beteiligen, es gibt aber Bedingungen: „Wie hoch ein allfälliger Anteil des Landes sein wird (für Anlagenteile, die bei einem Brückenneubau weiter verwendet werden können) ist zum derzeitigen Zeitpunkt noch offen.“
In Lustenau geht nun die Angst um, die Brückenentwässerung könnte ein Präzedenzfall für die neue Brücke werden – ein weiteres Danaer-Geschenk. Das Land zahlt zwar mit, aber dann muss der Grundwasserschutz auch für einen Neubau herhalten, den man in Lustenau an derselben Stelle gar nicht will. Teile der Anlage könnten freilich auch an anderer Stelle wiederverwendet werden, heisst es. Ende September soll es nun Gespräche zwischen Marktgemeinde und Land geben, wie der ORF Vorarlberg heute mitteilt.