Mehr Mut zur natürlichen Dunkelheit, © Landespressestelle Vorarlberg
Die Fachtagung „natürlich dunkel“ zeigte Auswirkungen von künstlichem Licht aufDie Fachtagung „natürlich dunkel“ zeigte Auswirkungen von künstlichem Licht auf Landespressestelle Vorarlberg
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Mehr Mut zur natürlichen Dunkelheit

Kürzlich fand in Götzis die Fachtagung „natürlich dunkel“ statt. Vorträge zu den negativen Auswirkungen von künstlichem Licht auf die Natur, die menschliche Gesundheit und die Astronomie sowie zu rechtlichen Aspekten in diesem Spannungsfeld fanden breiten Anklang und führten zu angeregten Gesprächen.

22.01.2024

„Der interdisziplinäre Ansatz der Fachtagung ist gewinnbringend für die zukünftige Bearbeitung des Themas“, freut sich Landesrat Zadra über die konstruktive Diskussion und fügt hinzu: „Der Fachaustausch hat nochmal deutlich gemacht, wie gravierend die Auswirkungen von zu viel künstlichem Licht sind: Nicht nur auf uns Menschen, sondern auch auf die Tier- und Pflanzenwelt. Hier können wir ohne Komfort-Verlust entgegensteuern. Wir brauchen mehr Mut zur natürlichen Dunkelheit.“

Stefanie Suchy von der Umweltanwaltschaft Tirol ging in ihrem Vortrag breit auf die Auswirkungen des künstlichen Lichts auf die Tier- und Pflanzenwelt ein und zeigte auch für die Umwelt positive Beispiele für die Adaption von Lichtkonzepten auf. Sie führte aus, dass rund zwei Drittel der Tiere nacht- bzw. dämmerungsaktiv sind. Die Beeinträchtigungen durch das Kunstlicht betreffen u.a. den Tag-Nacht-Rhythmus, die Hormonproduktion, die Fortpflanzung undden Schlaf. Aber auch Pflanzen werden durch Lampen in ihrer Nähe irritiert: Sie treiben früher aus und werfen das Laub später ab. Schäden durch Fröste, Schädlinge, Fressfeinde usw. werden dadurch begünstigt. Insekten, Vögel, Fledermäuse, Fische, usw. sind weltweit durch die Überbeleuchtung der Nacht stark betroffen und die Bestandszahlen vieler Tiergruppen gehen nicht zuletzt aufgrund der Lichtverschmutzung zurück.

Auswirkungen auf den Menschen

Arbeitsmediziner Götz Nordmeyer ging auf die vielfältigen Auswirkungen von künstlichem Licht auf den Menschen ein. Augenschäden durch Blendwirkung, Schlafmangel durch verringerte Melatoninproduktion oder die Begünstigung verschiedener Krankheiten sind als direkte Folge von (zu viel) künstlichem Licht bekannt. Wichtig wäre es, abends so wenig Kunstlicht wie möglich und tagsüber so viel natürliches Licht wie möglich zu konsumieren.

Auf den emotionalen Wert und ästhetischen Reiz eines natürlich dunklen Nachthimmels und die Genese eines Sternenparks ging Clemens Schnaitl vom Sternenpark Attersee ein. Nur noch in wenigen Bereichen des europäischen Alpenbogens finden sich grössere Landschaften ohne künstliche Lichtquellen, der übrige Teil Europas ist nachts nahezu überall beleuchtet. Er ist davon überzeugt, dass erlebbare Natur und auch der Sternenhimmel in Zukunft ein immer grösserer touristischer Faktor sein werden.

Lichtverschmutzung als Thema bei Behördenverfahren 

Peter Bussjäger und Robert Seeberger beleuchteten aus juristischer und technischer Sicht die aktuellen Entwicklungen einschlägiger Normen und Rechtsmaterien in Deutschland und Österreich. Zukünftig werde vermutlich die Lichtverschmutzung in Behördenverfahren im Rahmen der Gemeinwohlabwägung mehr Berücksichtigung finden, da die Auswirkungen von künstlichem Licht immer breiter erforscht und bekannt werden. Insbesondere die ÖNORM O 1052 ist ein guter Leitfaden für Sachverständige, PlanerInnen, TechnikerInnen und Behörden.

An der Fachtagung nahmen VertreterInnen unterschiedlichster Fachbereiche teil, unter anderem Stadt- und GemeindevertreterInnen, BezirksbehördenvertreterInnen, PlanerInnen, BiologInnen, TechnikerInnen, Privatpersonen sowie FirmenvertreterInnen. 

Der öffentliche Abendvortrag von Dietmar Hager mit dem Titel „Von nachtgrauen Katzen und einem leuchtenden Sternenzelt“ entführte die interessierten Anwesenden auf unterhaltsame Weise in die Welt der Astronomie und erläuterte die Effekte von zu viel künstlichen Lichtquellen auf unsere eigene Wahrnehmung der Welt, wie die Landespressestelle Vorarlberg heute mitteilte.