Mehr tödliche Badeunfälle in der Schweiz, © Symbolbild Pixabay
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Mehr tödliche Badeunfälle in der Schweiz

58 tödliche Ertrinkungsunfälle wurden im vergangenen Jahr registriert-  das sind deutlich mehr als der langjährige Durchschnitt.

21.10.2024

In der Schweiz haben sich mehr tödliche Badeunfälle ereignet. 58 tödliche Ertrinkungsunfälle wurden im vergangenen Jahr registriert-  das sind deutlich mehr als der langjährige Durchschnitt von 47 Fällen pro Jahr, geht aus einer Mitteilung der Beratungsstelle für Unfallverhütung hervor.

Nach den Rekordzahlen im Jahr 2022 ging die Anzahl tödlicher Ertrinkungsunfälle in der Schweiz letztes Jahr etwas zurück, lag jedoch mit 58 Fällen immer noch über dem langjährigen Mittel von 47 Fällen pro Jahr. Ganz überraschend sind die von der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG und der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) erfassten Fälle nicht, da ein direkter Zusammenhang zwischen den vorherrschenden Temperaturen sowie Sonnenstunden und der Anzahl tödlicher Ertrinkungsunfälle beobachtet werden kann. Gemäss MeteoSchweiz wurde 2023 mit einem sehr sonnigen Juni der fünftwärmste Sommer seit Messbeginn 1864 aufgezeichnet. Dadurch wurden vergleichsweise früh schon viele Menschen an, in und aufs Wasser gelockt. Jedoch wurde der Sommer zwischenzeitlich von Unwettern im August beeinträchtigt, was sicherlich dazu beigetragen hat, dass die tödlichen Ertrinkungsunfälle nicht nochhöher ausgefallen sind. Während die Gesamtanzahl der Todesopfer knapp 25 Prozent über dem langjährigen Mittel relativ hoch ausfiel, bestätigte sich einmal mehr die Verteilung der Geschlechter. Wie schon in den Vorjahren manifestiert, waren in 80 Prozent der Fälle Männer betroffen. Insgesamt ertranken 46 Männer und 12 Frauen tödlich.

Auffallend, jedoch im Hinblick auf die langjährigen Aufzeichnungen der SLRG nicht überraschend, machten die männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 16 und 32 Jahren mit 17 Fällen knapp 30 Prozent der verzeichneten Todesfälle aus. In diesem Alterssegment wurden 2023 keine weiblichen Todesopfer registriert. 

Hinsichtlich der Unfallorte bestätigten sich die Zahlen aus den Vorjahren ebenfalls. Der Grossteil der tödlichen Ertrinkungsunfälle ereignete sich in offenen Gewässern. Die 29 registrierten Todesfälle in Seen machen die Hälfte aller Fälle aus, in Flüssen ertranken mit 24 Personen gut 40 Prozent. Die Anzahl Tauchunfälle von drei Männern im Alter von 31, 46 und 48 Jahren, alle drei in einem See verortet, bewegt sich im gleichen Rahmen wie im Vorjahr. Die tödlichen Ertrinkungsunfälle in Schwimmbädern liegen mit vier Fällen auf gleichem Niveau wie letztes Mal 2013 und etwas höher als im Vorjahr mit drei Fällen. Bei den tödlichen Ertrinkungsunfällen in Schwimmbädern handelte es sich 2023 um zwei Männer im Alter von 36 und 71 Jahren sowie zwei Kinder im Alter von drei und fünf Jahren. Ob bei den erwachsenen Männern allenfalls ein medizinisches Problem die Ursache war, ist nicht bekannt.

Fast doppelt so viele tödliche Unfälle bei Kindern

Insgesamt wurden 2023 sieben Kinder (bis 16 Jahre) Opfer eines tödlichen Ertrinkungsunfalls, so viele wie seit 2007 nicht mehr. Vier der Opfer waren jünger als zehn Jahre. Dreimal ereignete sich der Unfall im See, zweimal in einem Freibad sowie einmal in einem Fluss. Besonders tragisch ist der Fall eines einjährigen Kindes, welches im heimischen Garten aus ungeklärten Gründen in einen vollen Wassereimer gefallen und tödlich ertrunken ist. Vor diesem Hintergrund verstärkte die SLRG ihre präventiven Bestrebungen im Jahr 2024 im Bereich der Kinder, verwies mit Nachdruck auf die Baderegel Nummer 1: «Kinder nur begleitet ans Wasser lassen – kleine Kinder in Griffnähe beaufsichtigen!» und publizierte in Kinder- sowie Familienmagazinen entsprechende Beiträge.

Die Befürchtung, dass aufgrund der Zahlen aus dem Jahr 2022 vermehrt Senioren über 65 ein erhöhtes Ertrinkungsrisiko aufweisen würden, konnte 2023 nicht bestätigt werden. Während im Vorjahr noch 26 Personen über dem Pensionsalter tödlich ertranken, waren es letztes Jahr 12 Fälle. Allgemein kann festgehalten werden, dass Männer, vor allem junge Männer, das Ertrinkungsgeschehen in der Schweiz dominieren. Bei den Frauen sind bis ins Alter von 50 Jahren nur drei tödliche Unfälle verzeichnet, darüber wurden acht Fälle bis ins Alter von 80 Jahren erfasst, bei den Männern im gleichen Alterssegment waren es deren 14.

Falsche Risiko- und Leistungseinschätzung

Während in jüngeren Jahren das geschlechterunterschiedliche Risikoverhalten und ein Überschätzen der eigenen Fähigkeiten plausible Gründe für die erhöhte Anzahl Fälle auf männlicher Seite darstellen, sind die Ursachen bei den über 50-jährigen aufgrund der fehlenden Datenlage noch nicht geklärt. Allenfalls spielen in dieser Alterskategorie vermehrt auch medizinische Probleme und ein gleichzeitiges Überschätzen der körperlichen Leistungsfähigkeit eine Rolle. In drei Fällen sind Personen (zwei im Alter von 53 und eine mit 61 Jahren) mutmasslich ihren Hunden ins Wasser nachgesprungen, um diese zu retten. Bei diesem Vorhaben ertranken sie tödlich. Jedes Jahr werden solche Fälle verzeichnet, bei welchen die Hundebesitzer:innen ihre Vierbeiner retten wollen und dabei ums Leben kommen. Dabei retten sich die Hunde meist selbständig ans Ufer und überleben.