Meyer Burger bleibt nun doch in Deutschland
Beim leidgeprüften Solarunternehmen Meyer Burger wird ein neues Kapitel in der unendlichen Geschichte an Neuausrichtungen aufgeschlagen. Der Umzug des ostdeutschen Werks in die USA wird auf halbem Weg abgebrochen.
Künftig produziert das Unternehmen weiter in Deutschland und den USA.
Der geplante Aufbau einer Solarzellenfertigung in Colorado Springs sei derzeit nicht finanzierbar und werde deshalb gestoppt, teilte das Unternehmen am Montag mit. Die in Aussicht gestellte Zusammenarbeit mit einem US-amerikanischen Technologiekonzern kommt deshalb vorerst auch nicht zustande.
Der laufende Umbau der Gruppe und die Verlagerung der Produktion in die USA kostet Geld und Meyer Burger wollte für die Umsetzung verschiedene Quellen anzapfen. Die Finanzierungslücke wurde im Februar auf rund 450 Millionen Franken beziffert.
So wurde im April ein weiteres Mal das Kapital erhöht, um die Ausbaupläne in den USA zu finanzieren. Meyer Burger befand sich darüber hinaus in Verhandlungen mit einer US-Grossbank über Kreditverträge.
Finanzierung gescheitert
Die Hoffnungen auf einen neuen Finanzplan haben sich jedoch vorerst zerschlagen. "Dies hat vielfältige Gründe", sagte CEO Gunter Erfurt am Montag an einer Telefonkonferenz. Ein Hauptgrund dafür seien die zuletzt deutlich gestiegenen Kosten und Risiken für die Finanzierung von Investitionsgütern in den USA.
Da nun auf das Projekt in Colorado Springs verzichtet wird, wird die künftige Finanzierungslücke von Meyer Burger aber deutlich kleiner. "Das ist die gute Nachricht", fügte Erfurt an.
Die Gespräche und Verhandlungen hinsichtlich eines Finanzplans seien weiterhin im Gang, erklärte der CEO. Auch der erwähnte Technologiekonzern sei als möglicher Partner noch nicht vom Tisch. Genauere Details zum Mittelbedarf von Meyer Burger könne er derzeit aber noch nicht nennen.
In Deutschland produziert, in den USA montiert
Die am Morgen publizierte Neuausrichtung sieht vor, dass die im sächsischen Thalheim nördlich von Leipzig produzierten Solarzellen für die Auslastung des Modulproduktionswerks in Goodyear in Arizona verwendet werden. Beide Werke haben die gleiche Nominalkapazität und passen daher zueinander. Die Schliessung des Werks in Thalheim, wo rund 350 Personen beschäftigt werden, steht somit nicht mehr zur Debatte.
Zur Erinnerung: Seit der Neuausrichtung im Sommer 2020 stellt der bisherige Solarzulieferer seine eigenen Solarzellen und PV-Module her. 2020 wurde beschlossen die Produktion von Solarzellen- und Modulen nach Ostdeutschland zu legen, gelockt von finanziellen Unterstützungen der deutschen Regierung. Ab 2021 lief dann in zwei Werken in Ostdeutschland die Produktion an.
Nur kurze Zeit später begann Meyer Burger indes auf die USA als Produktionsstandort zu schielen. Die finanziellen Versprechungen aus Übersee im Zusammenhang mit dem "Inflation Reduction Act" schienen noch verheissungsvoller.
Meyer Burger investierte in der Folge in eine Produktionsanlage für Solarmodule in Goodyear im Bundesstaat Arizona und schmiedete auch Pläne für das Werk in Colorado Springs, das Projekt, das jetzt abgeblasen wurde. Dort sollten die Solarzellen für den Bau der Module in Goodyear hergestellt werden sollten.
USA schützen eigenen Markt
Was die Wettbewerbsfähigkeit der Module in den USA betrifft, macht sich Erfurt keine grossen Sorgen. Im Gegensatz zum völlig unregulierten Markt in Europa werde das dramatische Überangebot aus China in den USA nicht akzeptiert und die heimische Produktion geschützt. Solarzellen 'Made in USA' berechtigen etwa zu Steuergutschriften.
Im Zuge der Neuausrichtung wurde auch das Ausscheiden von Mark Kerekes, Vertreter des Grossaktionärs Sentis Capital, aus dem Verwaltungsrat bekannt gegeben. Die erneute Neuausrichtung schockiert die Finanzmärkte. Die Aktie bricht am Montagmorgen um rund die Hälfte ein.