Pionierunternehmen engagieren sich für Demokratie
Schweizer Unternehmen wollen daher einen Beitrag zu einer lebendigen Demokratiekultur in der Schweiz leisten.
Gemeinsam mit Pro Futuris haben die sieben Pionierfirmen Baloise, Helvetia, Julius Bär, Migros-Genossenschafts-Bund, Roche, Siemens Schweiz AG und Swiss Re das neue Netzwerk "Unternehmen für Demokratie" gegründet. Als Pilotprojekt bieten die Unternehmen ihren Lernenden Schulungen an, um Demokratieverständnis und Zukunftskompetenzen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu stärken.
Die Schweiz ist wirtschaftlich erfolgreich und sie ist einzigartig mit ihrem Milizsystem und ihrer lebendigen direkten Demokratie. Diese ist nur so lange stark, wie die Bevölkerung gewillt und befähigt ist, sich aktiv zu beteiligen und gemeinsam in der politischen Debatte Kompromisse auszuhandeln. Auch Unternehmen sind als "Corporate Citizens" Teil der Gesellschaft und tragen Verantwortung für eine lebendige Demokratie.
Von den wichtigen Prinzipien einer Demokratie, wie vielfältigen Mitsprachemöglichkeiten, freien Medien, der Gewaltentrennung und einem funktionierenden Rechtssystem, profitiert nicht nur die Bevölkerung. Diese Faktoren definieren auch das wirtschaftliche Umfeld, in dem die Unternehmen agieren. Sie sind wesentlich etwa für die Stabilität und Rechtssicherheit eines Wirtschaftsstandorts und für seine Attraktivität für ausländische Investoren.
Diese Verantwortung für ein florierendes demokratisches Umfeld kann – in Anlehnung an Corporate Social Responsibility – als Corporate Democratic Responsibility bezeichnet werden. Zu ihrer Förderung haben sich auf Initiative von Pro Futuris, dem Think + Do Tank der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft, die sieben Pionierunternehmen Baloise, Helvetia, Julius Bär, Migros-Genossenschafts-Bund, Roche, Siemens Schweiz AG und Swiss Re zusammengetan und das Netzwerk Unternehmen für Demokratie gegründet. Das Netzwerk bietet Raum für Austausch zwischen den Unternehmen zu ihrem Engagement für Demokratie sowie für die Entwicklung gemeinsamer Projekte.
Gemeinsam mit Pro Futuris lancierten die Unternehmen in einem ersten Umsetzungsschritt ein neues Schulungsangebot für ihre Lernenden. Das Angebot zielt auf die Stärkung von Demokratieverständnis, Diskussions- und Zukunftskompetenzen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die jüngste Schweizer Wahlstudie Selects hat erneut eine tiefe Wahlbeteiligung bei den 18- 24-Jährigen festgestellt (29 Prozewnt; Wahlbeteiligung Gesamtbevölkerung: 46,7 Prozent). Aus Studien ist ausserdem bekannt, dass diese Bevölkerungsgruppe mit vergleichsweise wenig Hoffnung in die Zukunft schaut. Forschungsergebnisse haben auch gezeigt, dass sich Lernende im Vergleich mit Maturand:innen und Studierenden weniger politisch beteiligen. Unternehmen, die Lernende ausbilden, haben direkten Zugang zu diesen jungen Menschen. Mit den interaktiven Workshops zur Zukunftsgestaltung eröffnen sie ihnen – Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit wie auch ohne Schweizer Pass – eine Möglichkeit, Zukunftsoptimismus aufzubauen und politische und zivilgesellschaftliche Gestaltungsmöglichkeiten kennenzulernen, wie die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft in ihrer Mitteilung von heute schreibt.
In einer ersten Pilotphase fanden zwischen November 2023 und Februar 2024 fünf Workshops mit über 140 Lernenden statt. Die Teilnehmenden hatten Gelegenheit zu erfahren, dass gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Umstände nicht immer einfach gegeben sind, sondern dass sie gestaltend auf sie einwirken können. Die Workshops haben das Ziel, das Vertrauen der jungen Menschen in die eigenen Fähigkeiten, Dinge in eine gewünschte Richtung verändern zu können, zu stärken. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden waren grossmehrheitlich sehr positiv. Auch aus Sicht der sieben Pionierunternehmen haben sich die Workshops bewährt. Im Herbst 2024 findet das Angebot daher eine Fortsetzung. Das Netzwerk soll ausserdem stetig erweitert werden. Unternehmen, die daran interessiert sind, Teil des Netzwerks zu werden, können sich bei Pro Futuris melden.
In den ersten zwei Jahren werden der Aufbau des Netzwerks Unternehmen für Demokratie und die Durchführung der Workshops finanziell unterstützt von der Stiftung Mercator Schweiz, der Beisheim Stiftung sowie durch den Integrationskredit des Bundes (im Rahmen des Programms Citoyenneté der EKM). Auch die teilnehmenden Unternehmen beteiligen sich finanziell am Projekt.