Post erntet viel Kritik für den Abbau des Filialnetzes
Für den geplanten Abbau von rund 170 Postfilialen erntet die Post viel Kritik. Gewerkschaften, Verbände und auch Parteien reagierten auf die Pläne der Post mit Unverständnis und sorgen sich um die Gewährleistung der Grundversorgung im Rahmen des Service Public.
Scharfe Kritik kommt von Seiten der Syndicom. Die Gewerkschaft möchte alles in ihrer Macht Stehende unternehmen, um so viele Postfilialen wie möglich zu erhalten. Sollte es trotzdem zu einer Reduktion der Poststellen kommen, gelte es sicherzustellen, dass es zu keiner einzigen Kündigung komme.
Dank der natürlichen Abgänge in der Belegschaft werde das für die Post auch ohne Zweifel möglich sein, sagte Manuel Wyss, Mitglied der Geschäftsleitung von Syndicom, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Für die schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) ist der Abbau des Poststellennetzes nicht akzeptabel. In Berggebieten und ländlichen Räumen wird das Netz an Poststellen bereits zu stark ausgedünnt.
Alternative Angebote wie Filialen mit Partnern oder der Hausservice würden nicht den gleichen Umfang an Dienstleistungen wie die eigen betriebenen Filialen bieten. Auch für den Zahlungsverkehr und die Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld seien Poststellen sehr wichtig, da immer mehr Bankfilialen in ländlichen Räumen geschlossen würden, schrieb die SAB.
Bundesrat Rösti zum Handeln aufgefordert
Ein Abbau der Poststellen bedeute insbesondere für die Bevölkerung in ländlichen Gebieten längere Wege und führe zu mehr Verkehr in den Städten, sagte SP-Nationalrat David Roth (LU). Die Post stehe finanziell sehr gut da und es gebe keinen Grund, die Präsenz zu reduzieren. Die SP fordert Bundesrat Albert Rösti (SVP/BE) dazu auf, gegen die Pläne der Post vorzugehen und die Grundversorgung sicherzustellen.
Auf Anfrage beim Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) hiess es, dass sich Rösti nicht zum operativen Geschäft äussere. Alt Stände- und Nationalrat Christian Levrat (SP/FR), der Verwaltungsratspräsident der Post, verwies an die Post-Medienstelle.
Auch die eidgenössische Postkommission (Postcom) kommentierte die Filialschliessungen nicht direkt. Sie erinnerte lediglich daran, dass alle Regionen und die gesamte Bevölkerung versorgt werden müssen. Dafür lege das Postgesetz keine Anzahl von Poststellen oder -agenturen fest, sondern lediglich Erreichbarkeits- und Dichtkriterien.
Personalverband sorgt sich um Service Public
Der Personalverband Transfair ist vom Abbau des Filialnetzes der Post nicht überrascht. Er mahnt, dass insbesondere ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigung den Verlust des Service Public zu spüren bekommen.
In Bezug auf mögliche Entlassungen verlange Transfair volle Transparenz über die Pläne der Post, wie der Personalverband Keystone-SDA mitteilte. Notwendige soziale Begleitmassnahmen müssten frühzeitig und in bewährter Manier gewährleistet werden. Es müssten in jedem Fall Lösungen gefunden werden, die für alle zufriedenstellend seien.