Regionaler Schlachthof kommt wohl 2027
Kommt er oder kommt er nicht. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass ein neuer Schlachthof in der Region in drei bis vier Jahren den Betrieb aufnehmen wird. Bauern und Jäger spannen dafür zusammen.
Von den Metzgereien, die es vor, sagen wir, 30 Jahren im Werdenberg gab, sind nur noch wenige übrig geblieben. Und von denen schlachten längst nicht mehr alle selbst. Als Anfang Jahr die Dorfmetzg Reich in Grabs auch noch zuging, bildete sich eine Arbeitsgruppe, die den Bau eines neuen Schlachthofs in der Region anstrebt. Auf Mittwochabend lud sie ins Kirchgemeindehaus in Grabs ein, um über den Projektstand für diese Regio-Metzg zu informieren, wie der WundO schreibt.
Viele Bauern, die ihr Fleisch selbst vermarkten, seien mittlerweile gezwungen, ihre Schlachttiere in Metzgereien weit ausserhalb der Region zu bringen, hielt Peter Tobler fest. «Manche fahren nach Appenzell, andere nach Zizers oder Flums oder noch weiter.»
Nebst Tobler, der bis zu seiner Pensionierung selbst Metzgermeister war, gehören der Arbeitsgruppe der Seveler Landwirt Christian Vetsch, der Grabser Landwirt und Gemeinderat Andreas Vetsch, der Grabser Unternehmer und Gemeinderat Daniel Saluz, Dolores Gamper vom Landwirtschaftlichen Zentrum in Salez sowie der frühere Vaduzer Bürgermeister Manfred Bischof an.
Partner, nicht Konkurrenz der Metzgereien
Die Beteiligung Bischofs in der Arbeitsgruppe deutet an, dass das Projekt auch für die Liechtensteiner Bauern von Interesse ist, zumal es den früheren Landesschlachthof schon länger nicht mehr gibt. Der neue Schlachthof könnte dereinst auch die Gemeinden entlasten, indem er ihnen als Notschlachtlokal dient. Auch die Jägerschaft möchte man mit dem neuen Schlachthof unterstützen, könnte hier doch das erlegte Wild verarbeitet werden.
Wichtig zu verstehen sei, dass man die bestehenden Metzgereien nicht konkurrenzieren wolle, betonte Christian Vetsch.
Der Schlachthof würde nach Vorstellung der Initianten auch den Metzgereien dienen, in dem er ihnen das Schlachten abnimmt und ihnen das benötigte Fleisch zur Weiterverarbeitung überlässt.
Dass solche Modelle funktionieren, belegten verschiedene ähnliche in jüngerer Zeit gebaute Schlachthöfe in anderen Regionen, meinte Peter Tobler. Gleichwohl sind viele Fragen noch offen, insbesondere zur Grösse des Betriebs. Er soll weder zu klein, noch zu gross werden. Der Informationsabend diente denn auch dazu, die Bedürfnisse zu klären, was für die Dimensionierung etwa der Kühlräume wichtig ist.
Standort eher auf Werdenberger als auf Liechtensteiner Seite
Zu klären ist auch noch die Standortfrage, wobei aus heutiger Sicht eher auf St. Galler als auf Liechtensteiner Seite gebaut würde. Die Arbeitsgruppe geht davon aus, dass der Betrieb hier leichter zu realisieren ist und auch die Liechtensteiner Bauern eher bereit sind über den Rhein zu fahren als die Schweizer Bauern, stünde der Schlachthof in Liechtenstein. Für den Betrieb wird eine etwa 3000 m2 grosse Parzelle in einem Gewerbe- und Industriegebiet benötigt. Für drei mögliche Standorte seien zurzeit Abklärungen im Gange.
Die Rückmeldungen aus dem Publikum waren am Informationsabend positiv. Bedenken gab es einzig in personeller Hinsicht: Lässt sich das benötigte Fachpersonal überhaupt finden? Peter Tobler ist davon überzeugt. In der Regio-Metzg könne jemand in einem topmodernen Betrieb anfangen. Die Berufsschulklassen seien zudem gut besetzt, allerdings eher für die Fachrichtungen für die Fleischverarbeitung und -veredelung und weniger für die eigentlichen Metzger.
Rechtsanwalt statt Metzger
Einen Liechtensteiner im Publikum wunderte dies nicht. Handwerkliche Berufe würden zunehmend gering geschätzt, meinte er. Jemand aus seinem Kollegenkreis habe Metzger werden wollen. In der Berufsberatung habe man ihm abgeraten. Der Mann sei mittlerweile Jurist.
Dass immer weniger Metzger werden wollten, liege auch daran, dass es immer weniger Lehrstellen gebe, meinte Peter Tobler. «Wir könnten da dagegen halten.» Christian Vetsch ist zudem der Ansicht, dass solche Lehrstellen gerade für Bauernbuben interessant sind. Er sieht auch kein Imageproblem in dem Beruf: «Hier bei uns auf dem Land ist ein Metzger noch wer.»
Andreas Vetsch räumte Bedenken aus, dass Fleisch künftig weniger nachgefragt werden könnte. Die Zahl der Leute, die sich vegetarisch oder vegan ernährten, habe zwar in den letzten Jahren tatsächlich zugenommen.
Die Leute legten aber zunehmend Wert auf Qualität – auf eine tiergerechte Haltung, auf kurze Transportwege und auf Regionalität. Mit der Regio-Metzg könne man dem Rechnung tragen.
Die Arbeitsgruppe wird als Nächstes die Rückmeldungen der Bauern, Jagdgesellschaften und Gemeinden auswerten und das Projekt vorantreiben. Auch die Finanzierung wird man noch auf die Beine stellen müssen, wobei Bruno Inauen, der Leiter des Landwirtschaftsamts, Beiträge vom Kanton bereits in Aussicht stellt. «Der Kanton begrüsst das Projekt», meinte er am Mittwoch in Grabs.
Der Zeitplan der Arbeitsgruppe ist ambitioniert. Bis in einem Jahr möchte sie alle noch offenen Fragen geklärt haben. Und bereits im Verlauf des Jahres 2027 möchte man den Schlachthof in Betrieb nehmen.