Russland hat kein Interesse an Einmarsch in Polen
Nach Angaben des russischen Präsidenten Wladimir Putin steht ein Einmarsch Russlands in die Nato-Staaten Polen und Lettland im Grunde "komplett ausser Frage" - mit einer Ausnahme.
Auf die Frage, ob er sich ein Szenario vorstellen könne, in dem er russische Truppen nach Polen schicken würde, entgegnete Putin in einem am Donnerstagabend zur besten Sendezeit in den USA ausgestrahlten Interview: "Nur in einem Fall: wenn Polen Russland angreift." Russland habe kein Interesse an Polen, Lettland oder anderen Ländern, sagte Putin. "Warum sollten wir das tun? Wir haben einfach kein Interesse." Es widerspreche dem gesunden Menschenverstand, sich auf "eine Art globalen Krieg" einzulassen, so Putin weiter. Den Nato-Staaten warf er vor, die eigene Bevölkerung mit dem Vorgaukeln einer "imaginären russischen Bedrohung" einzuschüchtern.
Der rechte US-Talkmaster Tucker Carlson hatte das Gespräch mit dem Kremlchef bereits am Dienstag in Moskau geführt. Das 127 Minuten lange Interview erschien in der deutschen Nacht zu Freitag auf Carlsons Webseite und der Plattform X, vormals Twitter. Es ist das erste ausführliche Gespräch Putins mit einem US-Interviewer seit Beginn seines Angriffskrieges gegen die Ukraine vor fast zwei Jahren. Carlson hatte das Interview zuvor als grosses Medienereignis angekündigt.
Auf Nachfrage mahnte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, dass nichts, was in dem Interview gesagt wurde, für bare Münze zu nehmen sei. "Erinnern Sie sich daran, Sie hören Wladimir Putin zu", sagte er am Donnerstag in Washington.
Der 54-jährige Carlson ist für die Verbreitung von Verschwörungstheorien bekannt und wurde im vergangenen Jahr vom erzkonservativen US-Sender Fox News entlassen, ohne dass damals Gründe für den Rausschmiss genannt wurden. Er hatte dort jahrelang eine quotenstarke Abendsendung moderiert. Diese nutzte Carlson dazu, um Verschwörungstheorien und Falschmeldungen zu verbreiten, die Demokratische Partei zu attackieren und gegen Minderheiten zu hetzen. Kurz danach startete er eine eigene Show auf X.