Schweizer Arbeitgeber verfolgen passive Personalpolitik 55+
In der Theorie wollen Arbeitgeber in der Schweiz Personen ab 55 noch einstellen. In der Praxis zeigt sich ein anderes Bild. Das hat nicht nur mit dem Arbeitgeber zu tun.
Gut drei Viertel der Arbeitgeber in der Schweiz können es sich laut einer Umfrage vorstellen, Personen ab 55 Jahren neu einzustellen. Tatsächlich machen aber die über 55-Jährigen nur 8 Prozent aller Neueinstellungen aus, obwohl sie 23 Prozent aller Erwerbstätigen stellen.
Die Untervertretung der Erwerbstätigen ab 55 bei den Neueinstellungen dürfte dabei auch auf die tiefe Wechselbereitschaft von Arbeitnehmenden ab 50 Jahren und nicht nur auf die Arbeitgeber zurückzuführen sein, stellt die am heutigen Donnerstag veröffentlichte Swiss Life-Umfrage zur Personalpolitik 55+ fest. Befragt wurden dabei über 1000 Human Resources-Fachleute, Geschäftsleitungsmitglieder und Führungskräfte.
Die Studie hält fest, dass 55- bis 64-Jährige in der Schweiz gemessen an der Erwerbstätigenquote im internationalen Vergleich gut in den Arbeitsmarkt integriert sind. Verlören sie aber ihre Stelle, sei es oft schwierig, beruflich wieder Fuss zu fassen.
40 Prozent der Arbeitgeber sagten in der Umfrage, dass sie grundsätzlich bereit seien, Personen ab 55 neu einzustellen. Weitere 38 Prozent konnten es sich "eher" vorstellen. Eine Bereitschaft zur Neueinstellung von Personen ab 55 bejahten 16 Prozent der Arbeitgeber klar und 28 Prozent eher.
22 Prozent der Unternehmen nannten die Einstellung älterer Mitarbeitender explizit als Massnahme zur Deckung des Fachkräftebedarfs. Nur 13 Prozent fördern zu diesem Zweck das Arbeiten über das Rentenalter hinaus,
Die Studie ortet ein beträchtliches Potenzial. Bereits heute entfalle ein gutes Fünftel des landesweit brachliegenden Arbeitskräftepotenzials auf Personen zwischen 55 und 70 Jahren. Bei einer Mehrheit der Arbeitgeber ist nach eigenen Angaben eine Weiterbeschäftigung auch im Rentenalter möglich. Gefördert wird sie aktiv nur von 14 Prozent.