Schweizer Finanzchefs optimistischer als vor einem halben Jahr
Die Schweizer Finanzchefs zeigen sich für die nähere Zukunft einiges optimistischer als noch vor einem halben Jahr. Sorgen bereiten vor allem die wichtigen Handelspartner Deutschland und China.
Mehr als die Hälfte (56%) von über 120 befragten Finanzchefs von Schweizer Unternehmen erwarten für die nächsten zwölf Monate eine positive Entwicklung der Wirtschaft, wie die am Mittwoch publizierte halbjährliche CFO-Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte ergeben hat. Das sind immerhin 15 Prozentpunkte mehr als noch im vergangenen Herbst.
Rund 38 Prozent der Umfrageteilnehmer schätzen zudem die Erwartungen für die Schweiz als neutral ein und 6 Prozent als negativ. Die Aussichten sind laut Deloitte damit "solide positiv, aber nicht euphorisch". Noch einen Tick zuversichtlicher sind die CFOs für die Konjunktur in den USA.
Weitaus pessimistischer als für die Schweiz und die USA sind hingegen die Erwartungen für die Handelspartner Deutschland (66% negativ oder sehr negativ) und China (47% negativ oder sehr negativ). Während die Einschätzung zu Deutschland im Vergleich zum Herbst in etwa stabil blieb, haben sich die Erwartungen für China immerhin leicht aufgehellt.
Damit zeichne sich ein Trend ab, wonach sich die Aussichten für die Schweiz und andere wichtige Handelspartner aufhellen würden, während die Prognose für Deutschland äusserst pessimistisch bleibe. Sollten sich die Prognosen für Deutschland bestätigen, müsse die Schweizer Exportwirtschaft ihr Engagement in anderen Märkten verstärken, so die Folgerung von Alessandro Miolo, dem Leiter Audit & Assurance bei Deloitte Schweiz.
Sinkende Mitarbeiterzahl erwartet
Die Finanzchefs sind zudem auch hinsichtlich des eigenen Unternehmens optimistisch, zumindest die Hälfte. Lediglich 16 Prozent blicken eher mit Sorgenfalten nach vorne. 63 Prozent erwarten steigende Umsätze in den kommenden zwölf Monaten und 39 Prozent erwarten auch steigende Margen.
Allerdings rechne rund ein Viertel von ihnen mit einer sinkenden Mitarbeiterzahl im eigenen Betrieb, sei es durch Entlassungen oder durch frei werdende Stellen, die nicht neu besetzt werden. Dieser Prozentsatz sei nun schon zum zweiten Mal in Folge gestiegen.
Dies lasse sich teilweise damit begründen, dass die Unternehmen nicht damit rechneten, innert nützlicher Frist geeignete Fachkräfte zu finden. Der Arbeitskräftemangel bleibe für viele Betriebe ein grosses Problem.
Andererseits gewinnen die Bereiche künstliche Intelligenz und Automatisierung weiter an Bedeutung. In der Konsequenz führt dies laut der Studie zu einer geringeren Einstellbereitschaft und einer schrumpfenden Belegschaft. Die zeige sich auch in den Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco, welches zuletzt eine Abnahme der offenen Stellen konstatierte sowie für das laufende Jahr eine steigende Arbeitslosigkeit prognostiziert.
Geopolitik bereitet am meisten Sorgen
Was das Sorgenbarometer der Finanzchefs betrifft sind die geopolitischen Risiken spektakulär von Rang 10 auf Rang 1 an die Spitze der Tabelle vorgerückt. Allerdings fand die Umfrage vom Herbst sogar noch vor dem Angriff der Hamas auf Israel statt. Das Gefühl einer zunehmend unsicheren Welt spiegle sich angesichts von Nahost-Konflikt, Ukraine-Krieg, Spannungen zwischen Taiwan und China oder dem ungewissen Ausgang der US-Wahlen auch bei den Unternehmenssorgen wider.
Ebenfalls stark in den Vordergrund schieben sich die Sorgen wegen Regulierungen, nämlich um elf Plätze auf den vierten Rang. In diesem Zusammenhang wurden von den Finanzchefs erstmals Regulierungen im Nachhaltigkeitsbereich (ESG) genannt. Die steigende Zahl und die Vielfalt der regulatorischen Vorgaben erhöhten Zeitaufwand und Kosten dafür, womit sich mit Blick auf die unternehmerischen Vorgaben ein Zielkonflikt ergebe.
Die Umfrage wurde zwischen dem 5. März und dem 5. April 2024 durchgeführt, teilgenommen haben 121 Finanzchefs.