Schweizer Presse kritisiert VBS-Abgänge
Das Verteidigungsdepartement ist nach Auffassung der Deutschschweizer Presse zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt im Chaos versunken. Nun braucht es rasch einen Neustart, der auch eine Chance sein kann, wie in den Kommentarspalten vom Mittwoch zu lesen ist.
26.02.2025
"In den Tagen, an denen die Nachkriegsordnung von 1945 zerbricht – und im schlimmsten Fall auch die transatlantische Brücke, erlebt die Schweiz ihr sicherheitspolitisches Offenbarungsmoment", schreibt die "Neue Zürcher Zeitung".
Das Eidgenössischen Departement für Bevölkerungsschutz, Verteidigung und Sport (VBS) sei praktisch über Nacht implodiert. "Die Abgänge, Skandale und Intrigen im Umfeld des VBS schwächen die Sicherheit der Schweiz, irritieren im Ausland und verunsichern die Bevölkerung", kommentiert die Zeitung. Damit müsse nun Schluss sein. "Die gefährliche geopolitische Lage zwingt zu einem radikalen Neuanfang: ohne Leaks über Fragen der nationalen Sicherheit, ohne Gerüchte und Anfeindungen. Viel Zeit dafür bleibt nicht mehr."
Es sei das "absolute Debakel zum absolut schlechtesten Zeitpunkt", schreibt Tamedia. Zu den Abgängen sei eine "katastrophale" Kommunikation hinzugekommen. Einen ganzen Monat lang habe Verteidigungsministerin Viola Amherd weder ihre eigene Belegschaft noch den Gesamtbundesrat über die Abgänge informiert. "Das ist ein Vertrauensbruch, der in einer Kollegialregierung besonders schwer wiegt", schlussfolgert Tamedia.
Mehr als neue Beschaffungen
Die militärische Führung der Schweiz sei "wie ein Würfelzucker" zerfallen, schreibt "Blick" und übt sich im Optimismus: "Die Lage im VBS ist so desolat, die Herausforderungen sind so gross, dass ein radikaler personeller Neustart gerade recht kommt."
Wer das VBS übernehme, müsse eine glaubwürdige Führungspersönlichkeit sein, die Reformen vorantreibe. Zielführend wäre laut "Blick" ein Bundesrat nach dem Vorbild von Boris Pistorius: "Der populärste Politiker Deutschlands ist weder Polterer noch Showman, sondern ein Minister, der mit Bodenständigkeit und Überzeugungskraft vermittelt, dass es für ein verteidigungsfähiges, sicheres Land mehr braucht als neue Flieger und Panzer."
"Ein Neustart tut Not", schreibt auch CH Media in der Kommentarspalte. Die Kaskade von schlechten Nachrichten verdeutliche, dass es an der Führung hapere und eine nachvollziehbare Strategie fehle, "die über einzelne Beschaffungen hinausgeht". Es brauche nun ein "mutiges Team, das Änderungen durchsetzen will und kann". Die Wahl eines neuen VBS-Vorstehers sei zwar eine Chance. "Doch Neustart klingt einfacher, als er ist", schreibt das Medienhaus.