SRF entscheidet situativ über Ausstrahlung von Dépardieu-Filmen
Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) entscheidet weiterhin situativ, ob es Filme mit Gérard Dépardieu zeigt.
Es fällt keinen Grundsatzentscheid - anders als das Westschweizer Pendant RTS. Das Unternehmen verfolgt nach eigener Aussage die Diskussionen um den französischen Schauspieler.
Bislang habe es noch nie einen Fall gegeben, bei dem sie einen Film aufgrund des Verhaltens eines Schauspielers oder einer Schauspielerin aus dem Programm hätten nehmen müssen, teilte eine Sprecherin von SRF am Sonntag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Derzeit seien aber keine Filme mit Dépardieu eingeplant.
Zuletzt habe SRF am 29. Dezember "Die letzte Métro" von François Truffaut ausgestrahlt - mit Dépardieu und Catherine Deneuve in den Hauptrollen. Der Film handelt vom Schicksal einer Theatergruppe im besetzten Paris der 1940er-Jahre und gilt als Schlüsselwerk des französischen Films.
Am Sonntag vor einer Woche hatte das Westschweizer Fernsehen RTS bestätigt, vorerst keine Filme mit Dépardieu in der Hauptrolle mehr auszustrahlen. Hintergrund des Entscheids sind frauenfeindliche und entwürdigende Äusserungen des 75-Jährigen in einem Dokumentarfilm während einer Reise nach Nordkorea.
Seit Jahren melden sich immer wieder Frauen zu Wort, die Dépardieu der sexuellen Gewalt beschuldigen. 2018 hatte ihn die Schauspielerin Charlotte Arnould wegen Vergewaltigung verklagt. Seit 2020 wird in diesem Fall ermittelt.
Seit Mitte September soll eine weitere Klage gegen ihn wegen sexuellen Missbrauchs laufen. Der Vorfall soll sich 2007 ereignet haben. Der preisgekrönte Darsteller, der in über 200 Filmen spielte, bestreitet die Vorwürfe vollständig.