St. Galler Aktionskünstler reichen Beschwerde gegen "NZZ" ein
Die Aktionskünstler Patrik und Frank Riklin aus St. Gallen haben beim Presserat Beschwerde gegen die "Neue Zürcher Zeitung" eingereicht. Die "NZZ" hatte ein Bild ihrer neuesten Kunstaktion in Schaffhausen für einen Russland-Text verwendet.
Am 2. September erschien in der "NZZ" ein Text mit dem Titel "Russische Desinformation zeigt: Die Schweiz ist längst im Krieg". Bebildert war der Artikel mit einer Aufnahme der neuesten Kunstaktion der Brüder Frank und Patrik Riklin, bei der sie in Schaffhausen gelbe Sitzbänke zersägten.
Aufgenommen wurde das Bild mit der zersägten Sitzbank von einem Fotografen der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das Bild war für Medienkunden in der Datenbank frei verfügbar. Wie die Riklin-Brüder in ihrer Presseratsbeschwerde schreiben, über die am Donnerstag auch die "Schaffhauser Nachrichten" berichteten, hat die "NZZ" die Aufnahme aber ohne jeglichen Kontext verwendet.
"Nichts mit Krieg zu tun"
Was auf dem Bild zu sehen sei, stehe nicht. Auch das Wort "Symbolbild" fehle. So werde ihre Kunstaktion mit russischer Desinformation in Verbindung gebracht, was in ihrem Umfeld und auf Social Media für erhebliche Verwirrung gesorgt habe.
Es habe Leute gegeben, die sie als "Kriegskünstler" bezeichnet hätten. "Unsere Aktion hat überhaupt nichts mit Krieg zu tun, im Gegenteil", hiess es bei den Brüdern auf Anfrage.
Ihrer Ansicht nach verstiess die "NZZ" gegen den Journalistenkodex. Dort heisst es beim Thema "Illustrationen": Symbolbilder, die sich nicht direkt auf den Text beziehen, müssen als solche gekennzeichnet werden.
Das Bild von Keystone-SDA mit der Schaffhauser Kunstaktion schaffte es bis nach Russland, zu einem einschlägigen Propagandasender. "RT DE", das deutschsprachige Programm des russischen Staatssenders RT, titelte: "Schweiz absurd: Weil Kunstprojekt ausartet, war es natürlich Russenpropaganda".
Die Riklin-Brüder müssen auf den Entscheid des Presserates voraussichtlich ein Jahr lang warten.