Stadler Rail, Swatch und Swiss Steel unter Druck
Die drei Unternehmen stehen wirtschaftlich arg unter Druck.
19.03.2025
Stadler Rail-Ergebnis im 2024 von Unwettern zerzaust
Unwetter haben im vergangenen Jahr das Ergebnis von Stadler Rail zerzaust. Die heftigen Überschwemmungen im Wallis, in Spanien und Österreich haben die Produktion in den Werken von Stadler und von wichtigen Zulieferern gestört.
Der Umsatz sank auf 3,3 Milliarden Franken, wie das Ostschweizer Unternehmen heute in einem Communiqué bekannt gab. Das ist ein Minus von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Der Betriebsgewinn EBIT sackte gar um fast die Hälfte auf 100,5 Millionen Franken ab. Die Betriebsgewinnmarge verschlechterte sich auf 3,1 Prozent von 5,1 Prozent im Vorjahr.
Unter dem Strich brach der Reingewinn auf 55 Millionen Franken ein. Das ist ein Taucher von 60 Prozent im Vergleich zu 2023.
Produktion unterbrochen
Zu Buche schlugen die Betriebsunterbrüche. So wurde das Stadler-Werk in Valencia von Überschwemmungen tangiert, es blieb aber bis auf einige zerstörte Aussenlager unbeschädigt. Schwer getroffen wurden hingegen rund 40 Zulieferer.
Es fehlten notwendige Komponenten für die Fertigung der Züge und Lieferketten mussten neu aufgebaut werden, wie der Konzern schrieb. Insgesamt habe man 200'000 Produktionsstunden von 2024 in die Jahre 2025 und 2026 verschoben. Die Umweltkatastrophe habe zur Folge, dass es bei rund 50 Aufträgen zu einer Lieferverzögerung zwischen einem und fünf Monaten komme, hiess es.
Gebremst wurde Stadler auch vom Produktionsunterbruch von Constellium im Wallis, dessen Werke nach der Überflutung durch die Rhone im Sommer mehre Monate stillstanden. Constellium liefert Stadler Aluminium-Wagenkästen, die in der Folge fehlten.
Von 1200 Tonnen von Stadler eingelagerten Aluminium-Profilen im Wallis mussten 850 Tonnen entsorgt werden. Erst seit dem vergangenem Monat läuft der Betrieb dort wieder mit voller Kapazität. Zudem wurden in Österreich Anlagen von Stadler und ein Doppelstockzug für die ÖBB zerstört.
Insgesamt habe Stadler rund 350 Millionen Franken Umsatz von 2024 in die Jahre 2025 und 2026 verschieben müssen.
Weniger Dividende
Der Gewinnabsacker schlägt auch auf die Aktionäre durch: Stadler kürzt die Dividende auf 0,20 Franken pro Aktie. Im Vorjahr hatte der Konzern 0,90 Franken ausbezahlt.
Der Einbruch bei den Jahreszahlen ist keine Überraschung. Stadler hatte Mitte November die Finanzziele für 2024 kassiert und die Prognosen für die Jahre 2025 und 2026 ausgesetzt.
Der Auftragseingang schrumpfte zwar um 6 Prozent auf 6,4 Milliarden Franken. Dennoch wurden die Auftragspolster dicker, welche die Grundlage für künftige Umsätze sind: Der Auftragsbestand kletterte um ein Fünftel auf 29,2 Milliarden Franken.
Mit den jetzigen Zahlen hat Stadler die Erwartungen der Finanzgemeinde beim Umsatz und Gewinn verfehlt, beim Auftragsbestand und -eingängen dagegen übertroffen.
Mehr Umsatz und Gewinn erwartet
"Die massiven Folgen der Naturkatastrophen erlauben es Stadler aktuell nicht, einen detaillierten Ausblick zum laufenden Geschäftsjahr 2025" zu geben, schrieb der Konzern. Falls die Lieferketten stabil blieben und die getroffenen Massnahmen greifen würden, erwartet Stadler im laufenden Jahr einen Anstieg der Umsätze und eine Verbesserung der EBIT-Marge auf zwischen 4 und 5 Prozent.
In Deutschland setze das Unternehmen ein umfassendes Struktur- und Effizienzprogramm um. "Mit den Sozialpartnern wird aktuell über einen Arbeitnehmerbeitrag verhandelt", hiess es.
Nachdem man im letzten Jahr rund 500 verschiedene Schienenfahrzeuge ausgeliefert habe, arbeite Stadler aktuell an 360 Aufträgen. Aufgrund der guten Auftragslage und der höheren Produktion rechnet der Konzern bis 2026 mit einem starken Umsatzwachstum auf deutlich über 5 Milliarden Franken. Mittel- bis langfristig erwartet Stadler einen Anstieg der EBIT-Marge auf 6 bis 8 Prozent.
Zu Wechseln kommt es im Verwaltungsrat: Barbara Egger-Jenzer und Kurt Rüegg treten nicht mehr zur Wiederwahl an.
Swatch-Chef Hayek verdient nach Gewinneinbruch weniger
Der Chef der Swatch-Gruppe, Nick Hayek, hat im vergangenen Jahr deutlich weniger verdient. Er kommt für 2024 auf eine Gesamtvergütung von 5,0 Millionen Franken, wie aus dem heute veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht.
Im Vorjahr waren es 6,7 Millionen gewesen. Die gesamte Geschäftsleitung wird mit 22,8 Millionen Franken entlöhnt nach 28,9 Millionen 2023.
Verwaltungsratspräsidentin Nayla Hayek erhält 3,3 Millionen Franken nach 4,4 Millionen. Alle sieben Mitglieder des Aufsichtsgremiums verdienten 2024 insgesamt 4,1 Millionen verglichen mit 5,2 Millionen Franken. Kommt hinzu, dass es im Vorjahr lediglich sechs Mitglieder waren.
Allerdings wurde das neue Mitglied, Marc Hayek, erst im Mai in den VR gewählt und daher lediglich für den Zeitraum Juni bis Dezember 2024 entlöhnt. Er ist der Sohn von Präsidentin Nayla Hayek und der Neffe von CEO und Verwaltungsrat Nick Hayek. Die Familie Hayek, welche Hauptaktionärin des Konzerns ist, ist seither somit mit drei Personen in dem siebenköpfigen Gremium vertreten.
Swatch hatte Ende Januar bereits die Ergebnisse für das vergangene Jahr kommuniziert. Der Bieler Uhrenkonzern litt stark unter der Konsumschwäche in China, und der Umsatz des Uhrenkonzerns sank 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 14,6 Prozent auf 6,74 Milliarden Franken. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 219 Millionen (-75 Prozent).