Ungewöhnlich viele Suizide zum Jahresbeginn in Vorarlberg, © APA/dpa/Victoria Bonn-Meuser / Symbolbild
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Ungewöhnlich viele Suizide zum Jahresbeginn in Vorarlberg

In 19 Fällen musste das Kriseninterventionsteam Vorarlberg in den ersten sechs Wochen des Jahres ausrücken, um Hinterbliebene nach einer Selbsttötung zu betreuen. Im selben Zeitraum der Vorjahre waren das noch nie so viele.

21.02.2024

Noch sei es zu früh, von einer generellen Zunahme zu sprechen, sagen Experten und raten, sich bei suizidalen Gedanken anderen anzuvertrauen.

Die Zahl der Suizide in Vorarlberg ist aktuell beunruhigend hoch. In den ersten sechs Wochen dieses Jahres musste das Kriseninterventionsteam (KIT) insgesamt 19-mal ausrücken, um Hinterbliebenen nach einem Suizid zu betreuen. Das ist öfter, als im selben Zeitraum in den letzten zehn Jahren.

Einsätze des KIT nach Suizid

  • Jeweils im Zeitraum 1.1 – 14.2

  • 2024: 19

  • 2023: 13

  • 2022: 13

  • 2021: 4

  • 2020: 8

  • 2019: 14

  • 2018: 15

Krisen haben „Nachholeffekt“

Laut dem Psychiater Albert Lingg ist es aber noch zu früh, um von einer generellen Zunahme bei Suiziden zu sprechen: „Wir haben ja die letzten Jahre vergleichsweise niedrige Zahlen gehabt, aber auch immer darauf hingewiesen, dass es nach Krisen wie z.B. der Finanzkrise immer auch erst im Nachhinein dann erhöhte Suizid-Zahlen gegeben hat, sozusagen einen Nachholeffekt“, sagt Lingg: „Die Leute sind halt auf Dauer mit ihren Nöten und Ängsten nicht fertig geworden. Und das ist dann kritisch zu beobachten, ob es auch hier der Fall ist.“

Unbedingt anderen Menschen anvertrauen

Menschen in schwierigen Lagen sollten sich unbedingt anderen anvertrauen, sagt der Psychiater: „Die Leute, die an Suizid denken, wollen ja nicht sterben, sondern sie können so nicht mehr leben“, sagt Lingg: „Die sollen sich an Vertrauenspersonen wenden. Das kann ein Vertrauenslehrer in einer Schule sein, das kann der Hausarzt sein, das kann das IFS sein, das können die niedergelassenen ambulanten psychiatrischen Dienste sein oder auch eine Ambulanz, wenn es ernst gilt. Dann eben dort hingehen und sich offen zeigen und sagen, wie es um einen steht.“

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