Weltsynode geht in entscheidende Phase
Knapp vier Wochen lang wird um Beschlüsse für eine Reform der katholischen Kirche gerungen.
Hinter den Mauern des Vatikans geht die von Papst Franziskus vor drei Jahren eingeleitete Weltsynode ab heute in die entscheidende Phase. Knapp vier Wochen lang werden Bischöfe, Priester und Ordensgeistliche sowie Laien - darunter auch Frauen - um Beschlüsse für eine grundlegende Reform der katholischen Kirche ringen. Das ist ein schwieriges Unterfangen, doch viele Katholiken setzen ihre Hoffnungen in das Projekt.
Die Weltsynode gilt als eines der wichtigsten Reformprojekte des Papstes. Doch wie soll eine absolutistische Wahlmonarchie reformiert und demokratisiert und letztlich für mehr Mitbestimmung sorgen? Es stimmt, dass die 368 stimmberechtigten Teilnehmer des zweiten Teils der 16. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode - so der offizielle Name - am 27. Oktober über ein Abschlussdokument abstimmen werden. Das letzte Wort hat aber der Pontifex, und er entscheidet, welche Empfehlungen er annimmt und welche nicht.
Strittige Themen aus grossen Debatten ausgeklammert
Bahnbrechende Entscheidungen werden zunächst kaum erwartet. Das liegt nicht nur an der Ausgangslage, sondern auch daran, dass strittige Themen wie etwa der Zölibat, die Frauenweihe, die Ökumene oder die Segnung homosexueller Paare aus dem Arbeitspapier der Synode ausgelagert wurden. Sie wurden vom Papst an Arbeitsgruppen zur Diskussion und späteren Entscheidungsfindung ausgegliedert. Eine Entscheidung, die viele irritiert hat.
Franziskus hatte die Weltsynode im Herbst 2021 ins Leben gerufen. Nach zwei Jahren der Beratungen in den Ortskirchen fand im Oktober vergangenen Jahres die erste Sitzung der Weltsynode in Rom statt. Damals schrieb er Kirchengeschichte: Zum ersten Mal waren bei einer Bischofssynode auch Laien stimmberechtigt, darunter rund 50 Frauen. Diese Konstellation bleibt auch dieses Jahr bestehen. Deutsche sind auch dabei. Der Pontifex stellt die Weltsynode als grosses Mitmachprojekt dar. Mitbestimmung soll im Zentrum stehen.
Papst im Spagat zwischen globalem Norden und Süden
Franziskus muss bei dem Kirchentreffen den Spagat zwischen den sehr unterschiedlichen Kirchen im globalen Norden und Süden schaffen. Von den Vertretern, die auf mehr Offenheit drängen, wurde bemängelt, dass die Position der Frau in der Kirche oder die Weiterentwicklung der Sexuallehre nicht genug in den Blick genommen würden. Themen die mancherorts als drängend gesehen werden. Anderswo werden sie kritisch gesehen.
Das sind auch die Themen, die im Reformprozess Synodaler Weg, den die deutschen Katholiken 2019 initiiert hatten, wichtig sind. Bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz kündigte deren Vorsitzender Georg Bätzing etwa an, sich für die Rolle der Frau starkmachen zu wollen. Das Diakonat für Frauen sei möglich und machbar.
Deutsche drängen auf konkrete Reformen
Überhaupt wird aus Deutschland auf konkrete Reformen gedrängt. Doch schon in der ersten Runde der Weltsynode 2023 dämpfte der Papst die Hoffnungen und sagte, die Synode sei kein Parlament und man entwerfe keinen Reformplan. Man sitze zusammen, um den Willen Gottes für die Kirche herauszufinden. In Belgien betonte der Pontifex, der synodale Prozess dürfe nicht "irgendeine Reform, die gerade in Mode ist", zu seinen Prioritäten zählen.
Davon dürften sich auch die Deutschen angesprochen fühlen. Ihr starker Reformwille ist für einige im Vatikan zu forsch. In der Vergangenheit knirschte es bereits zwischen den Deutschen und dem Vatikan. So etwa bei der Frage um die Einrichtung eines Synodalen Rats. Der Vatikan lehnte dies ab. Kürzlich deutete der Papst an, dies könne an unterschiedlichen Mentalitäten liegen: "Es ist klar, dass ich aus Lateinamerika komme, und zum Beispiel ein Deutscher wird mich nicht sofort verstehen, weil er und ich eine unterschiedliche Kultur haben."
Was am Ende erreicht werden soll
Nach dem Willen des Papstes soll es nun in der entscheidenden Runde darum gehen, über Struktur und Ausrichtung der katholischen Kirche zu beraten. Über allem steht die Suche nach neuen Wegen der Mitwirkung der Basis bei Entscheidungen. Dass die "heissen Eisen" ausgeklammert wurden, soll dazu dienen, sich auf das "Allgemeine" zu konzentrieren. Nämlich die schwammige Frage: "Wie kann man eine synodale Kirche sein, die hinausgeht?"
Konkrete Schritte sind dennoch nicht ausgeschlossen: Das Hauptaugenmerk soll etwa auf der Erarbeitung neuer Beratungs- und Entscheidungswege für alle Ebenen der Kirche liegen - vom Vatikan über die Bistümer bis in die Gemeinden. Strukturen, die Machtmissbrauch, sexualisierte Gewalt und deren Vertuschung begünstigt hatten, sollen überwunden werden. Ziel ist es, auf Transparenz, gemeinschaftliche Beratung und Rechenschaftspflicht zu setzen.
Diskutiert werden soll auch, wie einzelne Bischofskonferenzen mehr Möglichkeiten erhalten, mit der Kirche in ihrem Land eigene Wege zu gehen. Ob dies auch die ausgeklammerten strittigen Themen betreffen könnte, wird zumindest aus dem Arbeitspapier nicht klar. Dort ist nur vage von einer "heilsamen Dezentralisierung" die Rede. Es bleibt offen, wie die Teilnehmer abstimmen werden - und welche Vorschläge der Papst annehmen wird. Die Gläubigen erwarten am Ende allerdings klare Beschlüsse oder zumindest Wegweisungen.