Wirtschaft schwankt zwischen Besorgnis und Beobachtung
Die Liechtensteiner und Schweizer Wirtschaftsverbände beobachten mit unterschiedlicher Besorgnis die von US-Präsident Donald Trump gegen China verhängten sowie gegen Mexiko und Kanada vorerst aufgeschobenen Zölle. Die Schweiz habe zwar gewisse Trümpfe in der Hand, doch die Politiker müssten proaktiv handeln, so die Erkenntnis.
04.02.2025
Mit Zöllen werde vieles teurer, vor allem in den USA. Und sollte die US-Wirtschaft ins Stocken geraten, hätte dies auch Auswirkungen auf die Schweiz, sagte Brigitte Haas von der Liechtensteinischen Handelskammer LIHK und auch Stefan Brupbacher, Direktor von Swissmem, des Verbandes der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie.
Besonders betroffen wären demnach Liechtensteiner und Schweizer Unternehmen mit Niederlassungen in China oder Mexiko. "Nicht alle haben die Möglichkeit, die Zölle an die US-Kunden weiterzugeben", sagte Brupbacher. In wettbewerbsintensiven Branchen wie der Autoindustrie könnte insbesondere der Druck auf die Zulieferer steigen.
Störung der Lieferketten
Die sogenannten Trumpschen Strafzölle stellen aus Sicht von Scienceindustries, des Schweizer Wirtschaftsverbandes Chemie Pharma Life Sciences, ein echtes Risiko dar, wie aus einer Stellungnahme hervorgeht, die der Nachrichtenagentur AWP vorliegt. Lifesciences warnt darin vor einer erheblichen Störung etablierter Lieferketten.
Ein Risiko seien die US-Massnahmen einerseits, weil sie das globale Wachstum reduzieren würden, andererseits, weil wir hier ein Kollateralopfer sein könnte, wie es bei den EU-Massnahmen gegen Stahl- und Aluminiumimporte der Fall war, erklärte Jan Atteslander, Leiter der Abteilung Aussenwirtschaft beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Liechentein und Schweiz als wichtiger Investor
Die Wirtschaftsverbände weisen aber auch auf unsere Trümpfe hin. So haben wir Anfang 2024 alle Zölle auf die Einfuhr von Industrieprodukten abgeschafft. Zudem sei die Schweiz ein wichtiger Investor in den USA, wo ihre Unternehmen qualifizierte Arbeitsplätze schüfen. Im Bereich Forschung und Entwicklung liege die Schweiz sogar auf Platz 3, sagte Atteslander.
Der Bund müsse nun die Bedeutung dieser Beziehungen gegenüber den USA unterstreichen und möglichen Missverständnissen vorbeugen, fordert Swissmem. Es gelte, den Austausch nicht nur mit den USA zu intensivieren, sondern auch mit Ländern, die Vergeltungsmassnahmen ergreifen könnten, welche die Schweiz treffen würden, betont Sciencesindustries.
Auch für den Schweizerischen Gewerbeverband muss der Dialog mit den USA nicht nur auf diplomatischem Weg, sondern auch im Rahmen der Efta intensiviert werden. Längerfristig müsse sich die Schweiz weiterhin um den Abschluss von Freihandelsabkommen bemühen.
Der Kontakt mit der ersten Trump-Regierung sei sehr gut gewesen, betonte Atteslander. Ein Punkt, den auch das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung hervorhebt, das auf diesem Weg weitergehen will. Es suche den Dialog mit der neuen US-Regierung, um die bilateralen Beziehungen weiter zu stärken, teilte es Keystone-SDA mit.