ZSC Lions schicken Biel in die Ferien, © KEYSTONE/Peter Schneider
Biels Beat Forster und seine Mitspieler verabschieden sich im vierten Eishockey Playoff Viertelfinal Spiel der National League zwischen dem EHC Biel und den ZSC Lions in der Tissot Arena in Biel. KEYSTONE/Peter Schneider
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ZSC Lions schicken Biel in die Ferien

Der Qualifikationssieger gewinnt die Serie gegen Biel auf schnellstem Weg mit 4:0 Siegen.

23.03.2024

Auch im vierten Spiel fand der letztjährige Finalist Biel kein Mittel gegen den Titelfavoriten aus Zürich. Schon nach 14 Minuten führten die Löwen durch einen Doppelschlag von Derek Grant 2:0, am Ende resultierte im Seeland ein nie gefährdeter 4:0-Erfolg.

Das letzte Drittel konnten die Bieler noch einmal mit einem Überzahlspiel beginnen, doch dieses brachte auch nichts Zählbares. Der nicht übermässig beschäftigte, aber stets souveräne Simon Hrubec im ZSC-Tor liess sich aber nicht bezwingen. In der 45. Minute zog dann Denis Hollenstein mit dem 3:0 der Arena in Biel endgültig den Stecker. Grant machte mit einem Schuss ins leere Tot noch seinen Hattrick perfekt, Hrubec brauchte für seinen Shutout 25 Paraden.

Die unglückliche, in der Verlängerung mit einem wohl (zu) hohen Stock herbeigeführte Niederlage am Mittwoch in Zürich-Altstetten konnten die Bieler nicht mehr aus den Köpfen bekommen. Im vierten Spiel waren sie den exzellent bestückten Zürchern so klar unterlegen wie nie zuvor. Dazu kam auch diesmal wieder etwas Pech. Beim 0:1 lenkte Robin Grossmann den Puck unhaltbar ins Tor ab, beim 0:2 reagierte Grant am schnellsten auf einen Abpraller.

Die ZSC Lions zementierten mit dem 4:0 ihre Favoritenrolle eindrücklich und revanchierten sich brutal für das 0:4 im letztjährigen Halbfinal gegen Biel. Die Seeländer konnten hingegen nach einer schwierigen Qualifikation und dem Umweg über zwei Play-In-Serie nicht mehr einen Gang höher schalten. Mit Beat Forster verabschiedete sich eine der schillerndsten Persönlichkeiten auf Schweizer Eis nach 24 Saisons und sechs Meistertiteln mit Davos und dem ZSC vom Profisport.

Tränenreicher Abschied eines Grossen in Biel

Im Seeland geht eine Ära zu Ende - und die grossartige Karriere von Verteidiger Beat Forster.

Auf dem Eis galt Beat Forster seit seinem Debüt in der damaligen Nationalliga A im Januar 2001 - einem 9:1-Sieg des HC Davos gegen La Chaux-de-Fonds - als harter Hund. Einer, den man lieber in der eigenen Mannschaft statt als Gegner hat, einer, der einem unter die Haut geht und weh tut. Mehr als 23 Jahre später zeigt der Ostschweizer seine weiche Seite.

Die vierte Partie und damit die Viertelfinalserie gegen die ZSC Lions ist längst entschieden. Der Bieler Interimscoach schickt Forster immer wieder aufs Eis, bei den letzten Shifts seiner Karriere erntet der Verteidiger imermals Ovationen, nach dem Spiel wird er noch einmal als bester Spieler geehrt - und da fliessen beim "harten Hund" die Tränen. Nach 1171 Spielen in der höchsten Liga ist am Freitagabend eine grosse Karriere zu Ende gegangen.

Forsche Töne im Seeland

Forster hinterliess auch im Seeland seine Spuren. 2017 kam er als sechsfacher Schweizer Meister - fünf mit Davos, einer mit dem ZSC - nach Biel, und seine Ansage war unverblümt. Er wolle auch hier einen Meistertitel gewinnen. Solch forsche Töne war man sich im beschaulichen Uhrenstädtchen nicht gewöhnt, doch vor einem Jahr wurde der Traum fast war. Unter dem an Krebs erkrankten Coach Antti Törmänen scheiterte man erst im Spiel 7 gegen Genf-Servette.

"Es macht mich schon ein bisschen stolz, dass ich in Biel etwas bewegen konnte", zeigte sich Forster im Interview mit "Mysports" gerührt. "Es freut mich, dass ich dazu beitragen konnte, die Weichen in eine andere Richtung zu stellen."

In den letzten Wochen drohte das Karrierenende allerdings unerwünscht früh zu kommen. Nun ist "Fösche" aber zufrieden. "Es ist auch schön, dass ich noch einmal Playoffs spielen konnte", betonte er. Das stand in einer schwierigen Saison nach dem Höhenflug bis zur letzten Runde der Qualifikation auf der Kippe.

Drei Runden vor Schluss ersetzte man nach langem Warten und viel Geduld den glücklosen Trainer Petri Matikainen durch den Sportchef Martin Steinegger und schaffte es in extremis noch ins Play-In und dort mit jeweils einem Sieg und einem Unentschieden gegen Servette und Ambri-Piotta in die Playoff-Viertelfinals.

Über den eigenen Verhältnissen gespielt

Der Absturz der Bieler hatte einige Gründe. Zum einen waren die Ansprüche vielleicht zu gross geworden. In den letztjährigen Playoffs spielte man wohl - emotional aufgeputscht durch das Schicksal des äusserst beliebten Törmänen - über den eigenen Fähigkeiten. Für den neuen Coach, der noch dazu eine viel striktere Taktik als der Freigeist Törmänen implementieren wollte, war die Ausgangslage hochgradig heikel und am Ende fast eine "Mission Impossible".

Zudem stellte die Zusatzbelastung mit der Champions League, wo man unter anderem mit einem Sieg gegen den Titelverteidiger Tappara Tampere die Achtelfinals erreichte, ein Problem dar, das durch eine Fülle von verletzten Spielern verschärft wurde. So konnte man den gestiegenen Erwartungen nicht gerecht werden, auch wenn man die Saison am Ende immerhin noch vor einem kompletten Fiasko rettete.

Umbruch und Fragezeichen

Nun steht man aber vor einem Umbruch, nicht nur wegen des Rücktritts des Leitwolfs Forster. Mit dem zweiten Goalie Joren van Pottelberghe (zu Lugano), dem Verteidiger-Strategen Yannick Rathgeb (zu Fribourg) sowie den Stürmern Tino Kessler (zurück zu Davos), Mike Künzle (zu Zug) und Luca Hischier (zu Servette) verliert man gleich mehrere Leistungsträger, die kaum adäquat ersetzt werden. Es zeichnet sich deshalb ab, dass man in der näheren Zukunft kleinere Brötchen backen muss und die vergangene Saison die zumindest für einige Zeit letzte und beste Chance auf den ersten Meistertitel seit 1983 war.

Daneben bleibt die offene Frage nach dem Trainer in der kommenden Saison. Grundsätzlich sucht Steinegger einen Nachfolger für sich, doch was plant der langjährige Nationalverteidiger? Hat er nach erfolgreichen Jahren als Sportchef vielleicht Gefallen am emotionalen Stahlbad an der Bande gefunden? Oder können er und die Vereinsführung sich sogar eine Doppelrolle - wie in den letzten knapp fünf Jahren Christian Dubé bei Fribourg-Gottéron - vorstellen?

Viele Fragen sind in Biel aktuell offen. Keine Frage ist, dass Beat Forster den Schweizer Eishockeyfans fehlen wird. Immerin weiss er, wie seine Zukunft aussehen wird: im Coachingstaff des EHC Biel. Was er noch nicht weiss: Wer sein Chef sein wird.