Bericht weist auf hohe Selbstmordrate in Schweizer Gefängnissen hin
Über eine Million Menschen sind 2022 in Europa in einem Gefängnis gesessen. Die Schweiz zählte gemessen an der Bevölkerungszahl unterdurchschnittlich wenige Insassen. Allerdings lag die Suizidrate in Schweizer Justizvollzugsanstalten überdurchschnittlich hoch.
Durchschnittlich nahmen sich in Schweizer Haftanstalten im Jahr 2022 von 10'000 Insassen 20,2 das Leben, wie einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des Europarats über die Gefängnisinsassen zu entnehmen war. Europaweit lag dieser Wert bei 5,3. Lediglich Lettland (21,7) hatte eine höhere Selbstmordrate bei Gefängnisinsassen.
Der Bericht, der jährlich von der Universität Lausanne im Auftrag des Europarats erstellt wird, verarbeitet die Daten von Gefängnisinsassen in Europa. Dabei stützt er sich auf Meldungen von Strafvollzugsbehörden aus 45 europäischen Staaten. Lediglich die Behörden aus Bosnien-Herzegowina hätten keine Zahlen geliefert.
Ende Januar 2023 sassen laut dem Europarat in Europa 1'036'680 Menschen hinter Gitter. Pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner seien das 124 Personen. In der Türkei war dieser Wert mit 408 am höchsten, gefolgt von Georgien (256) und Aserbaidschan (244). Die Schweiz zählte 73 Insassen pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner.
Relativ hoher Ausländeranteil in der Schweiz
Gut jeder vierte Insasse in Europa hatte eine ausländische Staatsangehörigkeit, wie der Europarat festhielt. Dieser Wert sei je nach Land sehr unterschiedlich. So wäre er in mittel- und osteuropäischen Ländern tiefer als im übrigen Europa. Das decke sich mit der natürlichen Bewegung der europäischen Bevölkerung von Mittel-, Südost- und Osteuropa nach West, Süd- und Nordeuropa.
Gemäss den Unterlagen lag dieser Wert in der Schweiz bei 71 Prozent und war somit der zweithöchste von den Ländern mit mehr als 500'000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Nur in den Strafvollzuganstalten in Luxemburg (78 Prozent) lag dieser Wert höher.