Der Bodenseepegel steigt und steigt
Nach dem vielen Regen der letzten Tage sinkt der Wasserpegel in den Flüssen, dafür steigt er im Bodensee.
In den nächsten Tagen könnte sich die Situation weiter verschärfen. Sie ist aber so unberechenbar, dass auch Experten keine klare Prognose wagen.
Der regelmässige Starkregen der vergangenen Tage hat den Ostschweizer Gewässern zugesetzt. Die überdurchschnittlich hohen Pegelstände sind besonders am Bodensee gut sichtbar. Während bei den Flüssen und meisten Seen in der Ostschweiz am Mittwoch keine Hochwassergefahr mehr besteht, ist der Bodensee auf der Gefahrenkarte des Bundes knallrot eingezeichnet.
Rund einen Meter angestiegen
Der Wasserstand am Bodensee ist in knapp einer Woche um rund einen Meter markant angestiegen. Die Messstation bei Romanshorn misst derzeit 397.14 Meter über Meer. Zum Jahrhunderthochwasser im Juni 1999 mit gemessenen 397.89 Metern über Meer fehlen damit noch rund 70 Zentimeter. Genügend Reserve also, um das Ganze ohne grössere Schäden zu überstehen oder bald neue Rekordwerte? Die Meteorologen und Hydrologen können die Situation mit Blick auf das Wochenende nur schwer einschätzen.
Schmelzwasser als zusätzliche Gefahr
Grund für die Unsicherheit sind die erneut angekündigten Niederschläge. Je nach Gebiet seien dies grössere Mengen, sagt Michael Eichmann von Meteonews. «Von heute bis nächsten Dienstag sind verbreitet wieder 60 bis 80 Liter pro Quadratmeter möglich.» Mit Blick auf die Pegel am Bodensee könne es dann durchaus problematisch mit dem Abfluss werden und die Pegelstände könnten weiter ansteigen.
Hinzu komme eine milde Luftmasse, was die Schneefallgrenze ansteigen lassen könnte. Bedeutet in Zusammenhang mit dem Regen: Die Schmelzvorgänge werden beschleunigt und nebst dem «Wasser von oben» könnte Schmelzwasser aus den Bergen in den Abfluss kommen.
Diese Umstände wiederum könnten beim Bodensee zu Beginn nächster Woche einen Höchststand auslösen. «Stand jetzt muss man gemäss dem Wettermodell damit rechnen, dass die Gefahrenstufe mindestens auf 4 bleibt. Auch die Gefahrenstufe 5 ist nicht auszuschliessen», schätzt Eichmann die Lage ein. Sollten sich diese Modelle bewahrheiten, dürfte sich die Situation zu Beginn der nächsten Woche also deutlich verschärfen.
Kanton Thurgau entschärft
Auch beim Amt für Umwelt vom Kanton Thurgau wagt man keine fixe Prognose. Wie kritisch die Situation am Bodensee wirklich wird, sei abhängig vom Niederschlag am Wochenende und dem Schmelzwasser, sagt auch Christoph Kübler von der Stabstelle Hochwasser. Fakt sei: Weitere Regengüsse würden verzögert zu einem Anstieg führen.
Kübler entschärft zudem und sagt: «Im Moment ist die Situation am See weder akut noch ein grosses Problem.» Die Rekord-Situation von 1999 sei verglichen zu jetzt eine ganz andere Nummer gewesen. Dies würden auch die ortsansässigen Gemeinden und deren Einwohner wissen und könnten entsprechend damit umgehen.
Und wann ist das Hochwasser abgeflossen?
Ob mit oder ohne Niederschlag am Wochenende, irgendwann wird das ganze Hochwasser im Bodensee wieder abfliessen. Wie schnell das geht, sei primär von der Windsituation abhängig, erklärt Kübler. Bläst Westwind gegen die Strömung, geht es länger. Eine Bise hingegen erhöht den Abfluss. Dann dürfte sich der erhöhte Durchfluss auf den Hochrhein und später auf den Ober-, Mittel- und Niederrhein verlagern, bis er schliesslich die Nordsee erreicht, wie FM1 today online berichtet.