Deutsche Luftwaffe möglicherweise abgehört, ©  Bundeswehr/Bundeswehr/dpa
Die von der Bundeswehr herausgegebene Aufnahme zeigt einen Lenkflugkörper Taurus.  Bundeswehr/Bundeswehr/dpa
  • Welt

Deutsche Luftwaffe möglicherweise abgehört

Der russische Sender RT soll ein Gespräch der deutschen Luftwaffe veröffentlicht haben. Dabei geht es um teils brisante Details.

02.03.2024

Die Chefin des russischen Staatssenders RT, Margarita Simonjan, hatte einen Audiomitschnitt eines rund 30-minütigen, möglicherweise abgehörten Gesprächs veröffentlicht. Darin sollen ranghohe Offiziere der deutschen Luftwaffe zu hören sein, wie sie über theoretische Möglichkeiten eines Einsatzes deutscher Taurus-Marschflugkörper durch die Ukraine diskutieren.

Das deutsche Verteidigungsministerium prüft nun, ob die Kommunikation im Bereich der Luftwaffe abgehört wurde. "Das Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst (BAMAD) hat alle erforderlichen Massnahmen eingeleitet", teilte eine Sprecherin des Ministeriums auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. "Zum Inhalt der offenbar abgehörten Kommunikation können wir nichts sagen."

Details zu Taurus-Debatte und brisante Äusserung über Verbündete
An dem Gespräch soll unter anderem der Luftwaffen-Inspekteur Ingo Gerhartz teilgenommen haben, es soll der Vorbereitung auf eine Unterrichtung für Verteidigungsminister Boris Pistorius gedient haben. In dem in der Audiodatei zu hörenden Austausch geht es unter anderem um die Frage, ob Taurus-Marschflugkörper technisch theoretisch in der Lage wären, die von Russland gebaute Brücke zur völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Halbinsel Krim zu zerstören.

Ein weiterer Punkt im Gespräch ist, ob die Ukraine den Beschuss ohne Bundeswehrbeteiligung bewerkstelligen könnte. Allerdings ist in dem Mitschnitt auch zu hören, dass es auf politischer Ebene kein grünes Licht für die Lieferung der von Kiew geforderten Marschflugkörper gibt.

Brisant ist, dass die Rede davon ist, dass die Briten im Zusammenhang mit dem Einsatz ihrer an die Ukraine gelieferten Storm-Shadow-Marschflugkörper "ein paar Leute vor Ort" hätten. Gerade erst hatte es in Grossbritannien Verärgerung gegeben über eine Äusserung von Kanzler Olaf Scholz, die ihm von einigen als Indiskretion ausgelegt wurde.

"Gespräch ist authentisch"
Der veröffentlichte Mitschnitt einer Bundeswehr-Besprechung ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur echt. Das Gespräch sei authentisch und habe stattgefunden, erfuhr die dpa. Demnach wurde bei der Besprechung die Plattform Webex benutzt.

Scholz verspricht Aufklärung
Bundeskanzler Olaf Scholz hat nach der Veröffentlichung des Mitschnitts eine schnelle Aufklärung versprochen. Am Rande eines Besuchs im Vatikan sprach der SPD-Politiker von einer "sehr ernsten Angelegenheit". Auf eine Frage der Deutschen Presse-Agentur nach möglichen aussenpolitischen Schäden sagte er: "Deshalb wird das jetzt sehr sorgfältig, sehr intensiv und sehr zügig aufgeklärt. Das ist auch notwendig."