Mathias Eggenberger beendet Spielerkarriere
Bereits im vergangenen Jahr hatte er es angekündigt: Mathias Eggenberger beendet seine Spielerkarriere.
Mit 32 Jahren schlägt Liechtensteins erster Golf Professional, Mathias Eggenberger, ein neues Kapitel auf: Er beendet seine Spielerkarriere und absolviert seit Februar die Ausbildung zum Golflehrer. Der studierte Ökonom hat eine klare Vorstellung, wie er seine Golf Academy aufbauen und gestalten will.
Ein Interview von Eva-Maria Wolf:
Mathias Eggenberger, Sie waren von 2017 bis Ende 2023 als Playing Professional auf der Alps Tour und der Challenge Tour unterwegs. Welches waren die Highlights Ihrer Spielerkarriere?
Als Pro definitiv mein Sieg auf der Alps Tour im Sommer 2022! Dieser war eine Erlösung nach einer langen Durststrecke. Die drei Tage in Rom sind unvergesslich – in der Finalrunde war diese Selbstverständlichkeit da, es hat einfach alles funktioniert. Auf dem 18. Grün habe ich am Smartphone ins Livescoring geschaut, wie viele Schläge mein Vorsprung betrug – es waren vier, da hat sich der letzte Putt «leichter» spielen lassen. (lacht)
Als Amateur haben Sie zahlreiche Erfolge gefeiert. Welche waren für Sie besonders wichtig und wertvoll?
Zu den Höhepunkten zählten sicherlich die beiden Teilnahmen am Arnold Palmer Cup; Arnold Palmer hat noch gelebt und uns 2016 in den USA persönlich begrüsst. Wenn ich mir die Namen anschaue, mit denen ich damals im Team – oder gegen sie – gespielt habe, ist das beeindruckend; die meisten spielen heute auf der PGA Tour. Ein unvergesslicher Moment in meiner Amateurkarriere war 2016 beim Omega European Masters in Crans, als ich den Cut schaffte. Zu den Highlights meiner Karriere gehören auch der dritte Platz bei der Swiss Challenge 2015 in Sempach und die R&A Bursers Turniere, bei denen wir Europäer uns fürs Arnold-Palmer-Cup-Team qualifizieren konnten.
Konnten Sie als Tour Professional Ihren Traum leben?
Mein Traum war es, auf der DP World Tour zu spielen und es bis ganz nach oben zu schaffen. Das hat nicht geklappt. Aber immerhin konnte ich mein Hobby zum Beruf machen, war an vielen Orten der Welt und habe viel erlebt. Aber das Leben auf der Tour ist nicht das, was man sich als Hobbygolfer vorstellt. Wer es nicht ganz an die Spitze der DP World Tour schafft, wohnt nicht in den schönen Hotels, sondern in billigen Absteigen, um Geld zu sparen.
Es gab Verletzungen und sportliche Enttäuschungen. Was war Ihr Antrieb, dennoch weiter zu machen?
Das Wissen, dass ich es eigentlich kann, denn als Amateur habe ich sportlich viel erreicht. Kaum Pro geworden, flogen meine Bälle nach links und rechts, nur nicht dahin, wo ich sie haben wollte. In den Proberunden funktionierte mein Golf, nur im Turnier lief es nicht, das war extrem frustrierend. Vielleicht waren die Erwartungen zu hoch; als Amateur habe ich mit Jon Rahm und Victor Hovland gespielt und beim Palmer Cup Will Zalatoris im Matchplay geschlagen.
Wann fiel der Entscheid, Ihre Karriere als Playing Pro zu beenden?
Mitte Saison in Spanien, als ich nach einem für mich schlechten Turnier die Teilnahme am nächsten absagte. Mein Coach Roberto Francioni fragte mich, was wäre, wenn ich die Karte für die DP World Tour bekäme. Ich musste mir eingestehen, dass ich diesen Druck, den jedes Profiturnier mit sich bringt, nicht mehr wollte, dass ich nicht mehr ständig um die Welt reisen wollte, während meine Familie zu Hause wartet. Ich hatte Angst, dass ich die Freude am Golf verlieren würde, wenn ich meine Spielerkarriere weiterführe.
Wie war das Saisonfinale Mitte Oktober?
Ich habe es genossen, dass meine Partnerin Nina und unser Sohn beim letzten Turnier dabei sein konnten. Unsere Tochter war bei meinen Eltern.
Sie sind erst mit 26 Jahren Professionals geworden, haben zuvor an der University of Stirling einen Bachelor of Science erlangt; die LGT hat Sie während der vergangenen sieben Jahre als Sponsor unterstützt, ein Wechsel in die Privatwirtschaft wäre naheliegend. Trotzdem haben Sie sich entschlossen, nochmals eine Ausbildung anzuhängen.
Ich spielte schon länger mit dem Gedanken, die Ausbildung zum Teaching Pro zu absolvieren. Ich will meine Erfahrungen weitergeben und dabei das Leuchten in den Augen der Kids sehen – so, wie ich das mehrmals erleben durfte, wenn ich nach dem Omega European Masters in Leuk Juniorenevents begleitete. Vielleicht habe ich deshalb nie mit meinem Sponsor LGT über einen Einstieg in die Finanzbranche gesprochen.
Sie absolvieren die Ausbildung im Golfpark Zürichsee. Warum gerade dort?
Natürlich hätte ich die Ausbildung auch in meinem Heimclub Bad Ragaz machen können, aber ich wollte bewusst etwas Distanz schaffen. Gleichzeitig wollte ich nicht zu weit weg – Liechtenstein ist mein zu Hause, Nina und ich sind uns einig, dass unsere Kinder hier aufwachsen sollen. Nach der Ausbildung möchte ich zurückkommen und mir in der Region etwas aufbauen. Ein weiter Pluspunkt im Golfpark Zürichsee ist die gute Juniorenabteilung; hier kann ich viel lernen, wie man den Nachwuchs sportlich fördert und beim Golf hält.
Das klingt nach einem Plan.
Ich habe eine Vorstellung, wie eine Golf Academy in der Zukunft aussehen könnte, in der Talente gefördert werden. Mal sehen, wie und wo ich zum Ziel gelange.
Wie muss man sich die Ausbildung zum Swiss PGA Teaching Pro vorstellen?
Als Auszubildender habe ich eine 5-Tage-Woche, arbeite mit den Junioren (in der Schweiz darf ich im 1. Lehrlingsjahr nur Junioren betreuen, aber keine Privatkunden unterrichten), im Greenkeeping sowie als Starter und Ranger. Daneben gibt es Aus- und Weiterbildungstage der Swiss PGA und ich muss ein paar Turniere spielen.
Eine Saison auf einer europäischen Golftour erfordert ein sechsstelliges Budget; wer hat Sie unterstützt?
Ohne Sponsoren und Supporter wäre das nicht möglich gewesen, vor allem die LGT und Ivoclar haben mich von Anfang an und bis zum Ende meiner Spielerkarriere unterstützt.
Mit Blick zurück auf die Spielerkarriere: Würden Sie alles nochmals gleich machen?
Ich würde nichts anders machen – angefangen vom Sportgymnasium in Davos über das Studium in Schottland bis hin zur Tour. Ich bereue nichts, was ich in den letzten 15 Jahren gemacht habe.