St. Galler Datenschützer kritisieren Lehrmittelvertrag, © Keystone-SDA
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St. Galler Datenschützer kritisieren Lehrmittelvertrag

Die Fachstelle für Datenschutz hat den St. Galler Lehrmittelverlag kritisiert, weil persönliche Daten von Schülerinnen und Schülern der Volksschule im asiatischen Raum bearbeitet wurden.

07.05.2024

Der Lehrmittelverlag hat bereits reagiert, schreibt die Fachstelle in ihrem Jahresbericht.

Der kantonale Lehrmittelverlag bietet online sogenannte Lernfördersysteme für die Volksschulen an. Schülerinnen und Schüler können damit individuell lernen und ihr Niveau verbessern.

Dazu gehört auch der im Kanton St. Gallen obligatorische Stellwerk-Test zur Standortbestimmung in einzelnen Fächern und zur Wegbereitung der beruflichen Zukunft. Der St. Galler Lehrmittelverlag ist Lizenznehmer und betreut die Programme auch für andere Kantone.

Daten der Volksschule im "asiatischen Raum"

Nun sah sich der Lehrmittelverlag mit Kritik konfrontiert. Die Datenverarbeitung seiner Lernfördersysteme sei an Dritte ausgelagert worden, hielt die kantonale Fachstelle für Datenschutz in ihrem soeben erschienenen Jahresbericht fest.

Der Sitz dieses Datenverarbeiters sei zwar in der Schweiz, Wohnsitz des Inhabers und seiner Mitarbeitenden und somit auch deren Arbeitsort befänden sich aber "in einem Land mit einem nicht angemessenen Datenschutzniveau".

Diese Situation sei im Rahmen einer Kontrolle angetroffen worden, erklärte Corinne Suter Hellstern, Leiterin der St. Galler Fachstelle für Datenschutz, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Daten der Schülerinnen und Schüler der Volksschule wurden aufgrund dieser Auslagerung "im asiatischen Raum" bearbeitet. Die dortigen Mitarbeitenden hatten sowohl auf das Lernfördersystem als auch auf die Personendaten Zugriff.

Das berge "eine besonders hohe Gefahr einer schwerwiegenden Verletzung der Persönlichkeit, dementsprechend hoch müssen Datenschutz und Datensicherheit gewichtet werden", hiess es im Jahresbericht weiter.

Nur noch anonymisiert

Der Lehrmittelverlag reagierte auf die Anmerkung der Datenschützer. Seit Ende 2023 werden die persönlichen Daten der Schülerinnen und Schüler verschlüsselt und könnten durch externe Mitarbeitende nur noch anonymisiert bearbeitet werden.

Corinne Suter Hellstern zeigte sich zufrieden mit den eingeleiteten Massnahmen. Im Jahresbericht hält die Fachstelle für Datenschutz fest: Die Lernfördersysteme für die Volksschule stammten aus einer Zeit, in der Datenschutz und Datensicherheit weniger beachtet waren als heute. Insbesondere die persönlichen Daten der Jugendlichen zu ihrem individuellen Lern-Niveau bedürften eines besonders hohen Schutzes.